Die Krise macht Griechen krank

Die ins achte Jahr gehende Rezession in Griechenland beeinträchtigt die psychische Gesundheit vieler Menschen. Ein dubioser Heilsbringer verspricht, die Hellenen von ihren Schulden zu befreien.


Die Schuldenkrise macht die Griechen nicht nur immer ärmer – das Land hat seit Beginn der Krise 2009 rund ein Viertel seiner Wirtschaftskraft eingebüßt, und allein in den beiden vergangenen Jahren ist der durchschnittliche Bruttolohn für Vollzeitbeschäftigte von 1327 auf 1182 Euro gefallen. Die ins achte Jahr gehende Rezession beeinträchtigt auch die psychische Gesundheit vieler Menschen. Das zeigt eine Untersuchung des Nationalen Instituts für öffentliche Gesundheit (Esdy), einer staatlichen Forschungseinrichtung. In einer Befragung von 2005 Erwachsenen klagte mehr als jeder Zweite, er habe im Laufe des vergangenen Monats mit Stress, Depressionen und anderen emotionalen Probleme zu kämpfen gehabt. Jeder Vierte sagte, diese Symptome seien ein Dauerzustand. 15 Prozent der Befragten klagten über Unsicherheit und Angst, ebenso viele nannten Ärger und Frustration als dominierende Empfindungen. Jeder Zehnte sagte, sein Leben sei „bedeutungslos“.

In diesem Klima der Verzweiflung sind viele Menschen empfänglich für Heilsversprechen – Verheißungen, wie sie der selbst ernannte Retter Artemis Sorras verbreitet. Schon 2012 machte der angebliche Geschäftsmann aus dem westgriechischen Patras mit einem aufsehenerregenden Angebot von sich reden: Er wollte alle griechischen Staatsschulden, damals rund 332 Milliarden Euro, übernehmen. Das Athener Finanzministerium ging nicht auf den Vorschlag ein. Nun bietet Sorras an, auch die Schulden der griechischen Privathaushalte und Unternehmen zu begleichen. Immerhin rund 95 Milliarden Euro schulden die Griechen in unbezahlten Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen, weitere 108 Milliarden faule Kredite stehen in den Büchern der Banken.

Mit den Verbindlichkeiten des Staates von aktuell rund 315 Milliarden beläuft sich der gesamte Schuldenberg auf 518 Milliarden Euro oder fast das Dreifache der Jahreswirtschaftsleistung. Für Sorras wäre das angeblich zu stemmen. Er verfügt nach eigenen Abgaben über ein Vermögen von umgerechnet 571 Milliarden Euro: US-Bonds, die angeblich bei einer Bank im kanadischen Montreal hinterlegt sind.

Woher das märchenhafte Milliardenvermögen des 51-Jährigen stammt und warum der Grieche einschlägigen Medien bei der alljährlichen Auflistung der reichsten Männer der Welt bisher durch die Lappen ging, ist ebenso dubios wie sein Geschäftsmodell. Darüber gibt auch die Webseite www.artemis-sorras.gr keine klare Auskunft. 2013 sprach ein Athener Gericht den angeblichen Multimilliardär vom Vorwurf der Täuschung frei.

Klar ist: Der Mann hat politische Ambitionen. Im Herbst 2015 gründete er seine „Versammlung der Griechen“, mit der er zu den nächsten Wahlen antreten will. Die Bewegung verbreitet Formulare, mit denen die Bürger gegenüber den Finanzämtern erklären sollen, dass Sorras ihre Steuerschulden übernimmt. Sorras verspricht außerdem jedem Griechen ein staatliches Grundeinkommen von 20 000 Euro im Jahr. Viele scheinen das zu glauben und legen bereitwillig den geforderten Eid auf den „Bringer des Lichts“ ab, als der sich Sorras bezeichnet.

Die sektenähnliche Bewegung hat bereits 200 Ortsverbände. Ob es Sorras ins Parlament schafft, ist aber ungewiss. Anfang Januar ordnete die Generalstaatsanwältin beim Obersten Gerichtshof, Xeni Dimitriou, die Wiederaufnahme aller in der Vergangenheit gegen Sorras eingeleiteten Verfahren an. Auch der Freispruch von 2013 soll nun überprüft werden.


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