Mit deutschen Kriegsschulden Griechenland sanieren? Das steckt hinter Athens Reparationsforderungen an Deutschland
Griechenland prüft angeblich Reparationsforderungen an Deutschland. Das klingt nach plumpen anti-deutschen Ressentiments. Doch es steckt mehr dahinter: Athen muss auch die eigene Weltkriegs-Vergangenheit aufarbeiten.
Seit Sonntag ist ein „geheim“ genannter Bericht des griechischen Finanzministeriums im Umlauf. Quintessenz ist eine angeblich offene Kriegsschuld der Bundesrepublik Deutschland als Rechtsnachfolger des Dritten Reichs, der Weimarer Republik und des Kaiserreichs gegenüber Griechenland. Sie soll sich samt Zinsen auf knapp 162 Milliarden Euro, ungefähr achtzig Prozent des griechischen BIP, belaufen. Könnte dieses Geld eingetrieben werden, hätte Hellas sein Schuldenproblem auf einen Schlag gelöst: Die Auslandsschulden von aktuell mehr als 160 Prozent ließen sich damit halbieren.
Tatsächlich hat Premierminister Antonis Samaras diesen Bericht im Dezember 2012 persönlich in Auftrag gegeben. Allerdings verschweigen die Griechen geflissentlich die Tatsache, dass ihr Land gemäß der gültigen Kreditverträge mit dem Euro-Rettungsschirm seine Außenstände eben gerade nicht mit eigenen Schulden gegenüber der Kreditgebertroika aus IWF, EZB und EU verrechnen darf. Eine einfache Übertragung der Rettungsgeldschulden auf die Bundesrepublik ist somit ausgeschlossen.