Fernsehen in Griechenland - Nazi-Talk zur besten Sendezeit


Rechtsradikale Abgeordnete in Griechenland finden in einem Fernsehsender ein Forum: Dort hetzt der Moderator gegen Kanzlerin Merkel und Finanzminister Schäuble - und bittet als zusätzliche Provokation sogar ein ARD-Team zu sich, das einen Beitrag für die "Tagesschau" drehen wollte.


Viele Zuschauer haben ihren Augen nicht getraut, als sie am Sonntagabend das Programm des privaten griechischen Fernsehsenders Skai einschalteten. "Freischütz" heißt die Sendung, die aber mit der gleichnamigen romantischen Oper von Carl Maria von Weber nichts zu tun hat.

Passender wäre es auch, den Titel "Eleftheros Skopeftis" mit Scharfschütze zu übersetzen. Denn zu der Sendung hatte der als Provokateur reichlich bekannte Journalist Giorgos Trangas, der erst seit kurzem für den bisher als liberal geltenden Sender Skai arbeiten darf, gleich vier Abgeordnete der griechischen Neonazi-Partei Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte) eingeladen. Die durften eine Stunde lang unwidersprochen ihre rechtsradikalen Parolen verbreiten.

Stichwortgeber Trangas ließ gleich zu Beginn der Sendung wissen, bei den vier Herren handle es sich keineswegs um die Verkörperung des Bösen, das sitze vielmehr im Kanzleramt in Berlin. Für Trangas-Kenner sind solche Sprüche keine Überraschung. Der Mann gibt auch das Magazin Crash heraus, auf dessen Titel er Kanzlerin Angela Merkel schon in Handschellen zeigte. Sich selbst rückt er auch gern schon mal mit Hitler-Bildern und flankiert von Männern in Nazi-Uniformen ins Bild.

Die Provokation in dem Privatsender aber hatte besonderen Geschmack: Es war auch ein Filmteam der ARD anwesend, das einen Beitrag für das Nachtmagazin der Tagesschau drehen wollte. Trangas hatte dem Team allerdings vorher nicht gesagt, wen er an diesem Abend ins Studio bitten würde.

Der Erfolg der Neonazis erschreckt die anderen Parteien
Am Dienstag protestierten die Redakteure der liberal-konservativen Zeitung Kathimerini, die zu demselben Medienunternehmen wie Skai gehört, gegen den "Freischütz". In dem Protestbrief der Journalisten heißt es: "Uns interessiert, warum hier vier nazinahen Hitler-Nostalgikern ohne journalistisches Gegengewicht ein Podium geboten wurde, auf dem sie ihre für die Demokratie gefährlichen Ansichten verbreiten konnten."

Die größte Oppositionspartei, die linke Syriza, protestierte ebenso gegen die Sendung wie die zwei Koalitionsparteien der Linken, Pasok und Dimar. Nur von der konservativen Nea Dimokratia (ND) von Premierminister Antonis Samaras war keine öffentliche Kritik zu vernehmen. Die ND ist unter Druck von rechts und darin gespalten, wie sie mit dem Erfolg der Neonazi-Partei umgehen soll, deren Parteisymbol einem Hakenkreuz ähnelt. Ein Teil der ND hofft, die abtrünnigen Wähler mit national getönten Parolen zurückgewinnen zu können.

Der Erfolg der Goldenen Morgenröte aber hat alle Parteien erschreckt. In der Wahl am 17. Juni 2012 gewann diese mit 6,92 Prozent 18 von 300 Parlamentssitzen. Während ihrer Vereidigung hoben alle Chrysi-Avgi-Abgeordneten demonstrativ den rechten Arm und ballten die Faust. In Umfragen legte die Partei inzwischen noch zu und kam zuletzt auf Platz drei hinter ND und Syriza.


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