Dauerstreik - Gewerkschaften verschärfen Griechenlands Krise


Der Strom fällt aus, Müllberge wachsen, Züge fahren nicht: Griechenlands Gewerkschaften streiken nonstop, mobilisieren Hunderttausende zum Anti-Spar-Protest. Kompromisse gelten den Arbeitervertretern als Niederlage. Die fehlende Verhandlungskultur wird zum ernsten ökonomischen Problem.

Streiks und Demonstrationen sind die Griechen gewohnt. Doch mittlerweile brechen die Proteste alle Rekorde. Ganze Internetseiten sind der Frage gewidmet, wo gerade mal wieder gestreikt wird. Zuletzt meldeten sie unter anderem Arbeitskämpfe bei der staatlichen Lotto-Gesellschaft, der Athener Metro sowie der griechischen Eisenbahn.

Griechenlands Gewerkschaftsführer sehen sich als letztes Bollwerk gegen immer neue Einschnitte, mit denen die Troika der internationalen Geldgeber das Land in die Knie zwinge wolle. Kritiker hingegen halten die Gewerkschaften für eine der wichtigsten Ursachen der Krise. Sie hätten dabei geholfen, einen aufgeblähten und ineffizienten öffentlichen Sektor zu schaffen, den sie nun gegen jeden Reformversuch verteidigten.
Sicher ist: Von ihren deutschen Pendants trennen die griechischen Gewerkschaften Welten. In Deutschland einigen sich Arbeitgeber und -nehmer trotz aller Konflikte meist auf dem Verhandlungsweg. Von solcher Kompromissfähigkeit ist in Griechenland wenig zu spüren. So schrecken Gewerkschaftsvertreter bei Elektrizitätsunternehmen nicht davor zurück, ihre Forderungen mit absichtlichen Stromausfällen zu unterstreichen, Mitarbeiter der Stadtreinigung lassen in Großstädten Müllberge wachsen und Kommunalgewerkschafter verhinderten, dass Namenslisten für geplante Entlassungen an die Regierung geschickt wurden.

Während Arbeitnehmer in der griechischen Privatwirtschaft oft wenige Rechte haben, verteidigt der Öffentliche Dienst seine Privilegien mit aller Macht. Nun will die Regierung auf Druck der internationalen Geldgeber die Tätigkeit von 27.000 öffentlich Bediensteten überprüfen und ihre Stellen unter Umständen streichen. "Das bedeutet Krieg, wir werden es nicht zulassen", sagt Themis Balasopoulos, Chef der Kommunalarbeitergewerkschaft POE-OTA. Der Präsident der Beamten-Gewerkschaft Adedy, Kostas Tsikrikas, gibt sich genauso kompromisslos: "Wir verlangen, dass es keine einzige Entlassung im Öffentlichen Dienst gibt", sagt er SPIEGEL ONLINE.

Mit ihrer Extremposition können sich die Gewerkschafter auf die griechische Verfassung berufen. Laut Artikel 103 sind Jobs im öffentlichen Sektor "dauerhaft". Die Garantie wurde 1911 geschaffen, nachdem die Regierungen zuvor stets die Beamten ihrer Vorgänger gefeuert hatten. In Athen gibt es bis heute einen "Platz des Jammerns", wo diese Entlassenen früher protestierten. Mittlerweile ist das Kündigungstabu wie viele Privilegien zur Selbstverständlichkeit geworden. Der griechische Innenminister Antonis Manitakis von der gemäßigten Linken schrieb noch 2010, er könne sich nicht vorstellen, dass je eine griechische Regierung daran rühren werde.

Gern gelesen

Griechenland: 2,5 MRD Euro Stromschulden – Versorger schaltet bald erste 50.000 Kunden ab!

THE GREEK HERACLES WAS A BLACK MAN AND THE AFRICAN INFLUENCE ON GREEK AESTHETICS

Griechenland: Sozialkassen schaffen parallele Staatsverschuldung

Beliebte Posts aus diesem Blog

Nikos Dimou: Greece has already lost in the name issue

THE GREEK HERACLES WAS A BLACK MAN AND THE AFRICAN INFLUENCE ON GREEK AESTHETICS

Austerity Porn: Greek Terrorists Rape Ministers' Wives in Controversial Revenge Movie