"Für Griechenland gibt es wenig Anlass zur Hoffnung"

Deutschland liegt im Ranking der wettbewerbsfähigsten Staaten auf Platz 6, erstmals vor den USA. Anderen Staaten stellt Margareta Drzeniek, Leiterin der Studie, hingegen ein miserables Zeugnis aus. 

Die Welt: Deutschland hat sich im Wettbewerbsranking des World Economic Forum (WEF) auf dem sechsten Platz behauptet – ist das eine gute oder schlechte Nachricht?

Margareta Drzeniek: In dem aktuell extrem schwierigen Umfeld ist es schon eine gute Nachricht, wenn sich ein Land stabil entwickelt. Außerdem schauen wir in unserem Ranking vor allem auf strukturelle Faktoren. Die konjunkturelle Entwicklung oder auch die Folgen der Euro-Krise gehen in unsere Berechnungen nur sehr bedingt ein. Für uns ist Wettbewerbskraft gleich Produktivität. Und da steht Deutschland ganz gut da.

Die Welt: Womit kann Deutschland konkret punkten?

Margareta Drzeniek: In Deutschland sind viele Voraussetzungen dafür erfüllt, dass das Land sein Wachstumspotenzial ausschöpfen kann. Die Infrastruktur zählt zu den besten der Welt, zudem sind die Unternehmen extrem innovativ und Deutschland hat auf den Weltmärkten einen großen Marktanteil. Auch das duale Ausbildungssystem ist ein großer Pluspunkt.

Die Welt: Trotzdem sind Sie nicht restlos zufrieden.

Margareta Drzeniek: Nein, gerade auf dem Arbeitsmarkt sehen wir seit Jahren sehr großen Nachholbedarf. Vor allem die Lohnfindung und der Kündigungsschutz sind viel zu starr geregelt. Zum Teil bekommt das Land dafür von uns sogar richtig schlechte Noten und zählt in diesen Kategorien zu den Schlusslichtern der Tabelle.

Die Welt: Unzufrieden sind Sie offenbar auch mit den USA. Das Land fällt in Ihrer Rangliste nun schon das fünfte Jahr in Folge zurück und liegt aktuell sogar hinter Deutschland.

Margareta Drzeniek: Die USA erfüllen viele Voraussetzungen, die zur Steigerung der Produktivität wichtig sind: Die Unternehmen sind innovativ, die universitäre Ausbildung ist exzellent, das Zusammenspiel zwischen Wissenschaft und Geschäftswelt funktioniert. Allerdings äußern sich die von uns befragten Manager zunehmend kritisch über ihr Land. Das Vertrauen in die politischen Institutionen schwindet seit Jahren. Viele Unternehmenslenker trauen es den Politikern zudem nicht zu, die Probleme des Landes anzupacken. Ganz besonders schwer wiegt zudem die fehlende makroökonomische Stabilität. Das Land lebt nach wie vor viel zu sehr über seine Verhältnisse.

Die Welt: In Griechenland hat sich der Absturz in der Wettbewerbskraft in diesem Jahr noch einmal beschleunigt. Aktuell liegt das Land gemessen an der Wettbewerbskraft kurz vor Gambia und Gabun. Ist das wirklich realistisch?

Margareta Drzeniek: Wir haben mit Blick auf Griechenland leider wenig Anlass zur Hoffnung. Das Land hat seit Ausbruch der Finanzkrise jedes Jahr fünf bis zehn Plätze bei der Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, und es sieht aktuell nicht danach aus, als ob sich der Absturz auch nur verlangsamen würde. Das Land hat im vergangenen Jahr einige Reformen angepackt und sich sehr schmerzhafte Einsparungen verordnet. Nicht alles davon schlägt sich in unseren Berechnungen nieder – und einiges von dem, was nötig wäre, um die Wachstumschancen zu steigern, lässt angesichts des extrem ineffizienten Staatsapparates nach wie vor auf sich warten.

Die Welt: Spanien und Italien haben sich hingegen behauptet.

Margareta Drzeniek: Beide Länder haben einige wichtige strukturelle Reformen umgesetzt, zudem haben beide anders als Griechenland nicht so extrem über ihre Verhältnisse gelebt und stehen daher nun weit besser da als der Nachbar im Süden.

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