Griechenland-Mit Sextourismus und EU-Geldern aus der Krise

Griechenland versinkt in Schulden. Einige Bürgermeister aber schauen nicht länger nur zu, sondern sagen der Krise den Kampf an. Die Wege, die sie beschreiten, sind so konventionell wie spektakulär.Von Boris Kálnoky, Dimitra Moutzouri und Christos Roumeliotis

© Getty ImagesGiannis Boutaris, seit November 2010 Bürgermeister von Thessaloniki, hat viele Ideen, um seiner Stadt aus den Schulden zu helfen

Seit dem 1. Januar 2011 ist Emmanouil Skoulakis Bürgermeister von Chania, mit 55.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Insel Kreta. Er trat ein schweres Erbe an: "Wir hatten 12,5 Millionen Euro Schulden, Tendenz steigend." Nach einer Verwaltungsreform war er plötzlich auch noch für sieben umliegende Ortschaften zuständig, ohne dass er dafür mehr Geld bekommen hätte.

Und dann wurden auch noch die staatlichen Zuwendungen um 30 Prozent gekürzt. Die Miniaturversion des allgemeinen griechischen Elends lässt sich in Chania auf diese Formel bringen: Schulden, zusätzliche Belastungen und weniger Einnahmen.

Bürgermeister Skoulakis ist nicht neu im politischen Geschäft. 1944 geboren, zog er insgesamt zehn Mal als Abgeordneter für die Volkspartei Pasok ins Parlament von Chania ein. Dreimal war er stellvertretender Gesundheitsminister. Er verkörpert also genau jene traditionelle politische Klasse, mit der die Griechen dieser Tage so unzufrieden sind.

Aber nur weil ein System schlecht ist, muss das nicht für die Menschen darin gelten. Nachdem er in Chania Bürgermeister geworden war, zeigte Skoulakis, was möglich ist, wenn man die Fäden selbst in der Hand hält.
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Giannis Boutaris führt Thessaloniki wie ein Unternehmen

Aber funktioniert das Modell, das das kleine Chania wieder zur Blüte bringen soll, auch in einer Millionenstadt wie Thessaloniki? Tatsächlich hat auch hier ein neuer Bürgermeister seit Januar 2011 alles umgekrempelt – mit spektakulärem Erfolg. Giannis Boutaris heißt er, ist ebenso wie Skoulakis eher Veteran als Revolutionär (Jahrgang 1942), im Gegensatz zu ihm allerdings ganz frisch in der Politik.

Von Haus aus ist der Mann Winzer und er versucht auch die Stadt so zu führen wie ein Unternehmen, das am Ende Gewinn abwirft. Weil Sparen der erste Weg dahin ist, hat Boutaris die Ausgaben um ein ganzes Drittel geschrumpft. Die Methoden sind dieselben wie in Chania: Er hat nach faulen Verträgen und fiktiven Überstunden seiner Beamten gesucht und sie gestrichen.

Aber Thessalonikis finanzielle Probleme sind derart groß, dass vorerst nur die chronische jährliche Steigerung des Haushaltsdefizits gestoppt werden konnte; zuletzt ist es sogar ein wenig geschrumpft. Boutaris weiß, die Stadt braucht neue Einnahmequellen. Und passenderweise hat der Mann neue Ideen.

Sextourismus zur Aufbesserung der Stadtkasse

Thessaloniki ist die Geburtsstadt des türkischen Staatsgründers Atatürk und zugleich ein historisches Zentrum der jüdischen Geschichte in Europa. Der Bürgermeister will deshalb türkische und israelische Kulturtouristen in die Stadt locken. Zur Aufbesserung der Stadtkasse scheut Boutaris auch keine unorthodoxen Methoden. So schlug er außerdem vor, Sextourismus zu entwickeln und einen städtischen Pornosender zu gründen.

Die Tore der Stadt für Türken, Juden und die Erotikindustrie zu öffnen, hat ihm massive Kritik von Seiten der Kirche und der Konservativen eingebracht. Aber von den EU-Experten in Griechenland wird er gepriesen: Boutaris mache, was die griechische Regierung ihrer Meinung nach auch tun sollte.

Und er würde gerne noch weiter gehen, wenn es der Staat nur zuließe. Boutaris will 40 Prozent seiner 5000 Beamten entlassen, ein neuer Personalberater ist schon dabei, deren Leistungen zu überprüfen. Allerdings es ist offizielle Politik in Athen,Staatsangestellte nicht zu entlassen, sie können bisher höchstens versetzt werden.


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