„Griechenland ist ein Fass ohne Boden“

Seine Maschinen graben Tunnel in aller Welt, seine Erfahrungen mit Griechenland nennt er "chaotisch". Martin Herrenknecht spricht im Interview über den Euro und die Chancen der Geothermie.

Unternehmer Martin Herrenknecht.Quelle: AP

Handelsblatt: Herr Herrenknecht, haben Sie schon einmal einen Tunnel in Griechenland gebaut?

Martin Herrenknecht: Ja, beispielsweise für die Metro vor den Olympischen Spielen 2004.

Und was sind Ihre Erfahrungen?

Es war chaotisch. Wir mussten neun Monate die Arbeit unterbrechen, weil die Behörden eine alte Vase gefunden hatten.

Das kann Ihnen auch hierzulande passieren.

Aber nicht so. Da werden solche Dinge vorher untersucht und nicht während des Baus. Eine stehende Tunnelbaumaschine kostet 10 000 Euro am Tag. Aber das spielte in Athen keine Rolle.

Bauen Sie derzeit in Griechenland?

Wir sind froh, dass wir derzeit dort kein neues Projekt haben.

Es gibt in Griechenland kein auch nur annähernd solides Finanzsystem. Das sind balkanähnliche Verhältnisse. Eine ganz kleine Oberschicht profitiert und schafft ihr Vermögen ins Ausland.

Was bedeutet das für den Rettungsschirm?

Die Finanzspritzen hätten wir uns sparen können. Die acht Milliarden Euro sind weg. Solange es dort kein funktionierendes Finanz- und Steuersystem gibt, sind die Hilfen zwecklos. Ein Fass ohne Boden.

Aber der Schuldenschnitt war doch notwendig?

Natürlich, aber die Griechen werden weitermachen wie bisher. Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis noch mehr Milliarden nötig sind. Denn die kleinen Leute und die Mittelschicht werden unter der Sanierung ächzen und nicht leistungsfähiger.

Was schlagen Sie vor?

Es geht vor allem darum, dass die Griechen selbst Initiative ergreifen und sich selbst helfen. Als Erstes brauchen wir einen Beitrag der Reichen, eine Art Solidarzuschlag. Rund 200 Milliarden Euro auf Schweizer Konten stammen aus Griechenland, meist aus der Oberschicht. Das ist doch zum größten Teil nicht versteuertes Geld. Davon müssten die Griechen mindestens 25 Prozent als Solidarbeitrag für ihr Land zusteuern. Das wären schon einmal 50 Milliarden Euro, mit denen die Leistungsfähigkeit des Landes gestärkt würde. Der zweite Punkt wäre der Aufbau eines soliden Finanz- und Steuersystems. Am besten mit Hilfe von sehr pflichtbewussten und versierten Steuerbeamten, meinetwegen auch aus Baden-Württemberg.

Ist das umsetzbar?

Es muss. Und wenn man konsequent ist, bräuchte es ein einheitliches europäisches Finanz- und Steuersystem für die gesamte EU. Es geht doch noch bei anderen Staaten weiter, siehe Italien. Es ist doch offensichtlich, dass genau die Länder ein Schuldenproblem haben, die nicht nur über ihre Verhältnisse leben, sondern bei denen auch nicht vernünftig Steuern bezahlt werden. Es ist nicht einzusehen, dass der Rest der Gemeinschaft dafür bezahlt. Wenn Europa das nicht in den Griff bekommt, kann man den Euro vergessen. Viele Türken wollen ja schon gar nicht mehr in die EU.

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