Bürger ohne Strom wegen griechischem Sparprogramm

Das griechische Sparprogramm lässt den Lebensstandard in Griechenland sinken. Etliche können nach der Schuldenkrise nicht mal mehr genug Geld für die Grundbedürfnisse aufbringen. In Folge des Sparprogramms wird inzwischen vielen Bürgern Griechenlands gar der Strom abgedreht.

Gehaltskürzungen und Steuererhöhungen sind Teil des erhofften Auswegs für das schuldengeplagte Griechenland. Für viele Griechen bedeutet der Sparkurs einen deutlichen Rückgang des Lebensstandards, einige können sogar Rechnungen für Grundlegendes wie Elektrizität nicht mehr zahlen. Die Folge: Ihnen wird der Strom abgestellt. In einem solchen Fall treten die Aktivisten der „Bürger von Veria“ auf den Plan.

Die Gruppe schließt bedürftigen Haushalten den Strom wieder an, illegal, ein offener Angriff auf den größten Versorger des Landes DEI. „Durch das Abstellen des Stroms, bestraft (DEI) kleine Kinder, alte Menschen und generell diejenigen, die nicht damit zurechtkommen“, sagt Aktivist Nikos Aslanoglou . „Wir haben uns entschlossen, dass wir sie wieder ans Netz anschließen müssen. Wir verstecken uns nicht. Jeder weiß, wer wir sind“. Die Gruppe hat nach Angaben Aslanoglous Dutzende Haushalte wieder an den Strom angeschlossen, die meisten von ihnen in den Dörfern rund um die Stadt Veria im Norden Griechenlands.

Aufkleber auf StromzählerAngesichts der in den Seilen hängenden griechischen Wirtschaft und der harten Sparmaßnahmen der Regierung fallen immer mehr Menschen durch das soziale Netz. So wie eine 34-jährige alleinerziehende Mutter aus dem Dorf Agia Marina, 15 Kilometer von Veria entfernt. Für sie und vier ihrer fünf Kinder, mit denen sie lebt, haben die Aktivisten die Stromversorgung wieder hergestellt. Auf dem Stromzähler prangt jetzt einer ihrer orangenen „Bürger von Veria“-Aufkleber.

„Unser einziges Einkommen sind 400 bis 500 Euro an Sozialhilfe alle zwei Monate“, sagt die älteste Tochter der Frau, die 19-jährige Vasso. DEI habe den Strom abgestellt, weil die Familie dem Unternehmen Geld geschuldet habe. Einen Monat lang hätten ihre Geschwister im Alter von sechs bis 18 Jahren bei Kerzenlicht in einem ungeheizten Haus lernen müssen, erzählt Vasso.

Die Aktionen der „Bürger von Veria“ sind illegal, je nach Größe der ausstehenden Rechnungen droht ihnen im schlimmsten Fall eine Haftstrafe von zehn Jahren, mehr als fünf werden allerdings selten verhängt. „Das griechische Gesetz behandelt Stromdiebstahl so wie jeden anderen Diebstahl“, sagt Lambros Margaritis, Juraprofessor an der Universität von Saloniki.

Die Aktivisten setzen ihre Einsätze dennoch fort, wie etwa für eine 54-jährige Frau, die mit ihren beiden arbeitslosen Söhnen in der kleinen Stadt Meliki wohnt. 15 Minuten Arbeit, dann sind auch sie wieder am Netz.

„Wir stehlen nicht“„Wir stehlen nicht, der Stromverbrauch wird aufgezeichnet“, sagt Aktivist Aslanoglou. „Die armen Hausbewohner haben keine Konsequenzen zu befürchten, wir sind es ja, die den Strom wieder anschließen.“ Um das klarzustellen, lassen sie auch die Aufkleber zurück.

Nach Angaben der „Bürger von Veria“ hat ihre Bewegung bereits Nachahmer in anderen Landesteilen gefunden, vor allem seit im September eine heftig umstrittene neue Vermögenssteuer eingeführt wurde, die über die Stromrechnungen eingehoben wird. Denjenigen, die die Steuer nicht zahlen können, droht auch der Verlust ihres Stromanschlusses.

Die Behörden in Veria beharren darauf, dass Arme nicht wegen der Steuer ohne Strom dastehen sollten, die Aktivitäten der „Bürger von Veria“ gehen der Bürgermeisterin der Stadt, Haroula Ousountzoglou dennoch zu weit. „Was die Gruppe macht, mag romantisch sein, es ist aber auch gefährlich“, sagt sie. Denn der Stromversorger könnte die Hausbesitzer anzeigen, wenn der Strom mehrfach wiederhergestellt wird – oder den Zugang einfach direkt am nächsten Strommasten trennen.

Stromversorger DEI ist jedenfalls entschlossen, seine Interessen zu verteidigen. Das Unternehmen werde das Gesetz in seiner vollen Härte anwenden, sagt DEI-Sprecher Kimon Stergiotis. Sollten aber tatsächlich Bürger der Stadt keinen Storm mehr bekommen, weil sie die Vermögenssteuer nicht bezahlen könnten, will Bürgermeisterin Ousountzoglou DEI verklagen. „Wir haben ihnen gesagt, dass wir nicht spaßen. DEI kann sich gegenüber bedürftigen Menschen nicht so benehmen.“...

Griechenland: Bürger ohne Strom wegen griechischem Sparprogramm - weiter lesen auf FOCUS Online:
http://www.focus.de/panorama/vermischtes/griechenland-buerger-ohne-strom-wegen-griechischem-sparprogramm_aid_688121.html

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