Griechenland und der Triumph der Heuchelei

Nachstehender Beitrag gibt in deutscher Übersetzung den Artikel “Triumph der Heuchelei” des Chefredakteurs Panos Kolokotronis der griechischen Zeitung Vradyni wieder.

Chefredakteur Panos Kolokotronis der griechischen Zeitung Vradyni publizierte in seiner Kolumne “Zeichen der Zeit” am 26. Juni 2011 unter dem Titel “Triumph der Heuchelei” einen Beitrag, der nachstehend in deutscher Übersetzung wiedergegeben wird.

Und wir haben doch gesiegt, teilte uns der Premierminister aus Brüssel mit. Die Definition, was einen Sieg darstellt, ist jedoch natürlich subjektiv. Alle die Technokraten und Ratten beispielsweise, die erachten, dass wir – glücklicherweise – die fünfte Rate des Kredits erhielten und somit nicht bankrott gehen, zumindest nicht jetzt, sind eindeutig erleichtert. Unter dem Strich haben sie letztendlich keine Einbußen bei ihrer Besoldung zu befürchten, so wie es sich auch die Funktionäre jeder Couleur gut gehen lassen, welche die dutzende von Ausschüssen besetzen, die diese Regierung bildete, die zur Bedienung der eigenen Leute für die Erhöhung der Ausgaben des Staates sorgt und gleichzeitig das Volk zu Opfern verpflichtet. 

Können die Bürger erleichtert sein zu hören, dass sie einen Premierminister haben, der triumphiert, weil das Land die fünfte Rate des Kredits erhalten hat? Offensichtlich nicht. Weiter kann auch die Tatsache, dass Herr Papandreou den Entschluss zur Auflage eines neuen Kredits durch die Troika begrüßte, aus zwei Hauptgründen nicht als Heldentat betrachtet werden.

Der erste Grund hat mit der eigenen Natur des Schuldenproblems zu tun, mit dem Griechenland konfrontiert ist. Die Therapie, die für die Behandlung gewählt wurde, war die Unterzeichnung des Kredithilfeabkommens (Moratorium). Laut dem gemeinsamen Eingeständnis ist die Therapie jedoch fehlgeschlagen. Der Patient ist nicht gestorben, befindet sich jedoch eindeutig in einem kritischen Zustand. Wir befinden uns auf der Intensivstation, und die neue Therapie, welche die ausländischen Doktoren gewählt haben, ist – welch Zufall – die selbe wie die vorherige. Und wir sind obendrein zufrieden, weil wir das Schuldenproblem durch eine zusätzliche Verschuldung lösen! Gibt es eigentlich in diesem Land einen Volkswirtschaftler der glaubt, dass eine zusätzliche Verschuldung zu den selben oder noch schlimmeren Konditionen die erwünschten Resultate bringen wird?

Der Premierminister posaunt jedenfalls herum, dass all dies geschehe, damit wir aufhören … uns zu verschulden – und macht genau das Gegenteil, weil es offensichtlich die Troika so befiehlt.

Der zweite Grund, aus dem die Bürger sich durch diese Entwicklung nicht erleichtert fühlen können, ist die Tatsache, dass jedes Mal, wenn sich das Land von denen Geld leiht, die angeblich die Sanierung der Volkswirtschaft fordern, die Arbeitnehmer und Rentner noch mehr entbehren müssen, damit diese Kredite abbezahlt werden. Und weil die Kredite – wie auch die gesamte Verschuldung – hoch sind und ersichtlich ist, dass sie wahrscheinlich über lange Zeit zu tilgen sind, wird deutlich, dass die Bürger kontinuierlich zahlen werden müssen. Alle zwei oder drei Monate werden sie mit zusätzlichen Steuern belastet werden, bis wir als Land auch das letzte defekte U-Boot abbezahlt haben, das wir gekauft haben.

Was die harten und monatelangen Verhandlungen des Premierministers zur Sicherstellung der fünften Rate betrifft, können wir nicht viel sagen. Außerdem begreift das Volk besser als der Premierminister, wohin es mit diesem Land geht.

(Quelle: Vradyni)

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