Es droht der Kollaps

Von Markus Diem Meier.

Die Euro-Krise hat an ihren Ausgangspunkt zurückgefunden. Die Marktsätze Griechenlands signalisieren einen baldigen Zahlungsausfall des Landes. Und ein weiteres EU-Land ist im höchsten Mass gefährdet.

Noch diese Woche wollen sich die europäischen Staatschefs treffen, um erneut über eine Lösung für die Krise der Währungsunion zu befinden. Doch bereits vor ihrem Treffen verschärft sich die Lage in Griechenland erneut dramatisch – in dem Land, in dem sie ihren Anfang genommen hat. Nachdem am Montag die Ratingagentur Moody’s die Schulden des Landes um drei Stufen auf die Note B1, das heisst auf «hoch spekulativ», herabgestuft hat, sind die Marktsätze weiter explodiert. Das weist auf einen baldigen Bankrott des Landes hin.

Die Zinsen für zehnjährige Schulden notieren momentan nur noch knapp unter 13 Prozent und haben damit ein Rekordhoch erreicht. Sogar bei mehr als 16 Prozent liegen die Zinsen der zweijährigen Anleihen des griechischen Staates. Allein das zeigt, dass man auf den Märkten eher früher als später mit einem Zahlungsausfall rechnet. Die Credit Default Swaps (CDS) – handelbare Versicherungen auf fünfjährigen Schulden – notieren ebenfalls auf über 10 Prozent, was ebenfalls die Erwartung der Märkte impliziert, dass zumindest ein Teil der ausstehenden Schulden nicht mehr wie geplant zurückbezahlt wird.

211 Milliarden neue Mittel bis 2015

Griechenland hat bereits jetzt alle Mühe, kurzfristige neue Mittel an den Kapitalmärkten zu mobilisieren. Gestern gelang es dem Land zwar, 1,6 Milliarden für 6 Monate aufzunehmen, doch selbst dafür muss das Land einen Zins von 4,75 Prozent hinblättern. Allein im März muss Griechenland laut dem Euro-Think-Tank Eurointelligence 12 Milliarden Euro an Schulden zurückbezahlen. Zwischen 2013 und 2015 werden es 211 Milliarden Euro sein. Laut dem «Wall Street Journal» versucht die Regierung jetzt auch bei reichen ausgewanderten Griechen in den USA über sogenannte «Diaspora»-Anleihen an 3 Milliarden Euro zu gelangen.

Das radikal gesenkte Rating durch Moody’s ist allerdings nicht der einzige Grund für die verschärfte Lage. Negativ für das Land ist auch die Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB), möglicherweise schon im nächsten Monat den Leitzins zu erhöhen. Das verschlechtert die Ausgangslage aller gefährdeten Euro-Länder weiter. Der bekannte Ökonom Nouriel Roubini hat daher die EZB laut «Financial Times Deutschland» bereits vor diesem Schritt gewarnt. Eine Erhöhung der Zinsen drohe die Erholung in den überschuldeten Ländern am Rand der Eurozone zu untergraben.

Sinkender politischer Rückhalt

Doch die jüngsten Signale aus der EZB scheinen die Absicht einer Zinserhöhung eher noch zu bestätigen. Entsprechend äusserten sich zwei Mitglieder des Leitungsgremiums der Notenbank: Der aus dem obersten Rat der Bank im nächsten Monat ausscheidende Deutsche Axel Weber und der Österreicher Ewald Nowotny. Immerhin hat die neue Angst um die Eurozone den Aufwertungseffekt durch die Erwartung von höheren Zinsen teilweise bereits wieder kompensiert. Gegenüber dem Schweizer Franken ist der Euro erneut unter 1.30 gefallen und notiert heute Morgen bei rund 1.2950 Franken.

Doch die Ausgangslage in Griechenland wäre auch ohne Zinserhöhungen der EZB aussichtslos. Die bereits ergriffenen harten Sparmassnahmen haben den politischen Rückhalt der Pasok-Regierung unter Giorgos Papandreou bereits jetzt deutlich reduziert. Gemäss einer von Reuters publizierten Umfrage halten 71 Prozent der Griechen die Krisenpolitik ihrer Regierung für verfehlt. Die desolate Lage des Landes und die vorgenommenen Einschnitte haben die griechische Wirtschaft im letzten Jahr um rund 4,5 Prozent einbrechen lassen. Allein um den Schuldenstand bei 150 Prozent gemessen am Bruttoinlandprodukt (BIP) zu stabilisieren, sind weitere Einschnitte im gleichen Umfang nötig – Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass das BIP in der Folge der Einschnitte nicht weiter einbricht. Doch genau das würde passieren. Die hohen Marktsätze für die Schulden des Landes entsprechen einem Fiebermesser, der den wirtschaftlichen Krankheitszustand des Landes anzeigt.

Auch ein Bankrott bringt keine Ruhe

Gleichzeitig verschlimmern diese Zinssätze die Lage. Solange sie höher sind als das Wirtschaftswachstum, ist an eine Schuldenreduktion selbst mit Sparmassnahmen nicht zu denken. Die besseren weltweiten Konjunkturaussichten nützen den Griechen ebenfalls nichts. Für einen Exportboom sind ihre Produkte schlicht zu teuer und eine Abwertung der Währung ist wegen der Gemeinschaftswährung Euro ausgeschlossen. Das bedeutet aber auch, dass selbst ein Bankrott die Probleme des Landes nicht lösen würde, da die Schulden nur die Folge der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit sind.

Die «Lex»-Kolumne der «Financial Times» spekuliert bereits darüber, wie ein Zahlungsausfall Griechenlands aussehen könnte und geht von einem geordneten Prozess aus, bei dem alle Abstriche hinnehmen müssten. Die grössten Verlierer wären die Banken der Eurozone: Von den Ende 2010 ausstehenden Schulden Griechenlands im Umfang von 325 Milliarden Euro lagen 120 Milliarden bei griechischen und anderen Euro-Banken.

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