Die Lage ist kritisch...

Euro-Schuldenkrise
Irland und Griechenland in kritischer Lage


Wann werden die Zinsen für ein Land untragbar? Diese Frage stellt sich angesichts der strukturellen Schwächen mancher europäischer Staaten. In Griechenland und auch in Irland ist längst eine kritische Zinsschwelle überschritten.
12. Januar 2011

Mit Vehemenz und deutlichen Kursgewinnen reagieren die europäischen Börsen am Mittwoch auf die Erwartung, eine Auktion portugiesischer Staatsanleihen werde gut verlaufen und Refinanzierungsbedenken des Marktes zumindest auf Sicht besänftigen. Besonders starke Kursgewinne verzeichnen die Aktien der Finanzwerte, allen voran die der spanischen , italienischen, französischen und nicht zuletzt auch der deutschen Banken.

Mit Kursgewinnen von bis zu sieben Prozent erholen sie sich von den Kursverlusten, die sie in den vergangenen Tagen im Rahmen der aufgefrischten Sorgen über die europäischen Schulden- und Strukturprobleme hatten hinnehmen müssen.
Wann werden die Zinsen für ein Land untragbar?


„Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass die portugiesische Auktion glatt über die Bühne geht“, erklärt Stefan Kolek, Kreditanalyst beim Unicredit. Dafür sei das Volumen einfach zu gering. Allerdings werde sich das Land die lang laufenden Darlehen wohl mit untragbar hohen Zinsen erkaufen müssen. „Niveaus um sieben Prozent sind für ein Land, dessen Wirtschaft kaum wächst und das mit deflationären Tendenzen zu kämpfen hat, zu hoch“.
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Daher seien die Portugiesen früher oder später gezwungen, unter den womöglich bald noch einmal ausgebauten Rettungsschirm von EU und IWF zu flüchten. Sich verdichtende Meldungen, wonach dieser Schirm ausgedehnt werde, tragen zum momentanen Optimismus und dem dadurch ausgelösten Risikoappetit bei und zwingen taktische Anleger, Wetten auf fallende Kurse bei den europäischen Bankaktien einzuschränken. Das sorgt bei den Bankaktien kurzfristig für Auftrieb.

Mittel- und langfristig sieht das allerdings anders aus. Denn viele der Banken sind direkt oder indirekt stark engagiert in den europäischen Peripheriestaaten und sitzen angesichts der starken Verschuldung der Staaten selbst, ihrer Bürger und Unternehmen und angesichts der strukturell schwachen Wachstumsaussichten auf risikoreichen Positionen, die in der Bewertung mit großer Wahrscheinlichkeit noch nicht an die Realität angepasst sind. Gelockerte Bilanzierungsregeln verschleiern den notwendigen Abschreibungsbedarf.

Analyst Kolek hat den entscheidenden Punkt angesprochen. Denn steigt die Rendite von Staatsanleihen bei hoher Verschuldung und schwacher Wirtschaftsentwicklung eines Landes, so gerät es in immer größere Schwierigkeiten. Die Kölner Vermögensverwaltung Flossbach & von Storch hat so etwas wie eine „kritische Zinsschwelle“ definiert: Sobald ein Land 30 Prozent oder mehr seiner Steuereinnahmen alleine für Zinszahlungen aufwenden müsse, nehme die Gefahr eines Staatsbankrotts zu. Bei einem Anteil von 40 Prozent sei sogar ein „Point of No Return“ erreicht, denken sie. In diesem Falle sei eine Schuldenrestrukturierung mit den damit verbundenen Abschreibungen kaum noch zu vermeiden.
In Griechenland als auch in Irland ist eine kritische Zinsschwelle überschritten

Wird das Konzept auf die aktuelle Lage wirtschaftliche Lage übertragen, so ist zu erkennen, dass sowohl in Griechenland als auch in Irland die kritische Zinsschwelle (bei hälftiger Refinanzierung am langen und am kurzen Ende) überschritten wurde. Damit diese Länder lebensfähig bleiben, wurden sie „vom Markt genommen“ und aus Fonds des IWF und des Europäischen Union versorgt. Bei Griechenland sei nicht nur die kritische Zinsschwelle weit überschritten, sondern das Risiko von Zahlungsschwierigkeiten bei anhaltend hohen Zinsen groß, so die Analyse von Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest.

Japans kritische Zinsschwelle liegt aufgrund der hohen Verschuldung lediglich bei einem Zinssatz von 2,6 Prozent. Die Rendite in den Vereinigten Staaten müsste 6,2 Prozent erreichen, in Deutschland und Frankreich liegen die kritischen Zinsschwelle hin zu einer Insolvenz immerhin bei neun Prozent. Großbritannien und Österreich zählen mit Schwellen von 11,5 Prozent in diesem Rahmen zu den finanziell stabilsten Länder. Allerdings sind diese Kennzahlen nicht statisch. Sollte es zu einer wirtschaftlichen Abkühlung kommen, die Steuereinnahmen deutlich zurückgehen und die Ausgaben nicht gesenkt werden, nähmen die Risiken deutlich zu. Das dürfte insbesondere auch für die Vereinigten Staaten gelten, wo bisher trotz massiv steigender Schulden nur wenig auf Ausgabendisziplin hindeutet.

Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors wieder.

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