Weihnachten mit Müll und leeren Geldbörsen in Griechenland

Von Takis Tsafos, dpa Athen (dpa) - In Griechenland herrscht kurz vor Weihnachten alles andere als Festtagsstimmung. Die Arbeitslosigkeit galoppiert, andauernde Streiks im Nahverkehr und Müllberge auf den Straßen nerven die Menschen. Unter dem Druck von EU und Internationalem Währungsfonds treibt die Regierung einen harten Sparkurs zur Haushaltssanierung voran, der unter anderem Lohnkürzungen beinhaltet. Als Folge ist der private Konsum im Vergleich zum Vorjahr drastisch eingebrochen - und zwar um 40 Prozent.

Untergangsstimmung am Arbeitsmarkt: 621.938 Menschen sind nach Angaben des Statistischen Amts derzeit ohne Job. Das sind 210.000 oder die Hälfte mehr als vor einem Jahr. Arbeitslosenunterstützung gibt es höchstens für zwölf Monate. Immer niedrigeren Einkommen stehen immer stärker steigende Kosten gegenüber. So kostete Benzin Ende 2009 1 Euro je Liter, heute 1,60 Euro.

Die Geldbörse sitzt bei vielen der elf Millionen Griechen daher längst nicht mehr so locker als noch vor einem Jahr, viele verzichten auf Geschenke. «Für viele Ladenbesitzer entscheidet sich dieser Tage, ob sie diesen Januar schließen oder nicht», sagte Stamatis Tzannes vom Vorstand des Händlerverbandes Athen am Montag im griechischen Fernsehen. «Die Leute bleiben vor den Schaufenstern stehen. Sie kommen aber nicht rein. Sie haben kein Geld mehr
Auch die Orthodoxe Kirche Griechenlands stellt die Situation dramatisch dar. In einem am Sonntag verteilten Schreiben «An das Volk» hieß es: «Wir sind ein besetztes Land und führen Befehle aus, die uns unsere Herrscher-Gläubiger (IWF-EU) diktieren». Die Politiker des Landes werden scharf attackiert: «Warum haben wir die nötigen Reformen nicht rechtzeitig durchgeführt?» Die Politik habe den Griechen lange «falsche Ideale präsentiert und Klientelismus betrieben mit dem einzigen Ziel, die Macht zu behalten». Das Volk sei dieser Politik des Konsums ohne Grenzen «bedenkenlos» gefolgt.

Die «gefühlte» Stimmung auf den Straßen Athens und der zweitgrößten Stadt Thessaloniki ist im Keller. «So schlimm war die Stimmung während des Bürgerkrieges Ende der 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts«, meint ein 86 Jahre alter Passant in der Hermes-Straße, der Haupteinkaufsmeile Athens. Und die Nerven der Ladenbesitzer dort liegen blank: Denn wegen der andauernden Streiks vor allem im Nahverkehr wagen sich selbst diejenigen, die noch Geld haben, nicht ins Zentrum. Seit acht Tagen werden alle Busse, Bahnen und Trams Athens fast täglich stundenlang bestreikt. Grund: Die Löhne der Fahrer sollen zwischen 10 und 25 Prozent gekürzt werden.

Auf den Straßen mehrerer Stadtteile Athens prägen zudem Müllberge das vorweihnachtliche Bild. Grund ist ein Streik bei der Müllabfuhr. Streunende Hunde wühlen in den Plastiktüten herum. Ratten sind im Stadtteil Patissia gesichtet worden. Die Stadt Athen schmückte erstmals seit Jahrzehnten keinen Weihnachtsbaum am zentralen Syntagmaplatz. Stattdessen wurde ein dort stehender Pappelbaum mit Lichterketten behängt.

Ministerpräsident Giorgos Papandreou befürchtet nun eine Rebellion des linken Flügels seiner sozialistischen Partei. Denn kaum ein Politiker wagt sich ohne Polizeibegleitung in die Öffentlichkeit. Immer wieder werden Abgeordnete auf offener Straße oder in den Tavernen und Cafés ihrer Wahlkreise bespuckt und als «Diebe» beschimpft. Vergangenen Mittwoch wurde der ehemalige Verkehrsminister Kostis Hatzidakis von der konservativen Partei von aufgebrachten Demonstranten verprügelt.

Die nächste Kraftprobe für die Regierung kommt Mittwochnacht im Parlament. Der neue Sparhaushalt mit noch härteren Sparmaßnahmen soll um Mitternacht gebilligt werden. Die Mehrheit der Sozialisten ist 14 Monate nach ihrem klaren Wahlsieg am 4. Oktober 2009 geschrumpft. Statt einst 160 verfügen sie jetzt noch über 156 Sitze im 300 Abgeordnete umfassenden griechischen Parlament.

Regierungschef Papandreou versucht mittlerweile mit Durchhalteparolen, seine Leute beim Reform- und Sparprogramm bei der Stange zu halten. «Entweder schreiben wir Geschichte oder die Geschichte wird uns abschreiben.» #

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