Den Griechen droht der Abstieg in die Schrottliga

Neue Sorgen für griechische Banken

Den griechischen Geldinstituten drohen trotz aller Konsolidierungsbemühungen eine weitere Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit. Das könnte den Banken Milliardenbelastungen bescheren und die spätestens 2012 geplante Rückkehr der staatlichen Schuldenagentur an die Finanzmärkte erschweren.

ATHEN. EU-Politiker, Europäische Zentralbank (EZB) und Internationaler Währungsfonds (IWF) loben die Konsolidierungsbemühungen Griechenlands. Doch die Ratingagenturen bleiben skeptisch: Sie drohen Griechenland mit weiteren Herabstufungen seiner Kreditwürdigkeit. Das könnte nicht nur die spätestens 2012 geplante Rückkehr der staatlichen Schuldenagentur an die Finanzmärkte erschweren. Auch den Athener Bankern bereitet die drohende Herabstufung erhebliche Kopfschmerzen: Sie droht den Kreditinstituten Milliardenbelastungen zu bescheren.

Vergangene Woche kündigte die Agentur Fitch an, sie werde im Januar Griechenlands Kreditwürdigkeit neu bewerten. Bisher liegt das Land bei Fitch mit BBB- noch knapp im sogenannten Investment-Grade-Bereich. Die beiden anderen großen Ratingagenturen Standard & Poors (S&P) sowie Moody's haben die griechischen Schuldtitel bereits auf Ramschniveau gesenkt, Moody's sogar eine weitere Herabstufung nicht ausgeschlossen. Nun droht den Griechen auch bei Fitch der Abstieg in die Schrottliga.

Das hätte auch Folgen für die Athener Banken. Die vier größten Institute halten griechische Staatsanleihen im Nennwert von rund 40 Milliarden Euro. Einen Großteil davon haben die Banken bei der EZB als Sicherheiten hinterlegt. Eine weitere Herabstufung dieser Titel würde die griechischen Banken zwar nicht unmittelbar in Refinanzierungsschwierigkeiten bringen. Bereits Anfang Mai hatte der EZB-Rat beschlossen, bei Refinanzierungsgeschäften am Repo-Markt kein Mindestrating mehr für Anleihen zu fordern, die von Regierungen der Euro-Staaten begeben oder garantiert werden.

Um Mittel bei der EZB aufzunehmen, müssen die Banken Sicherheiten hinterlegen. Vor der Finanzkrise hatte die EZB dafür ein Mindestrating von A- verlangt, diese Anforderung aber 2008 auf BBB- herabgesetzt. Seit Mai gilt gar kein Mindestrating mehr. Damit können sich die griechischen Banken weiter refinanzieren, auch wenn die bislang mit BBB- bewertete Kreditwürdigkeit des Landes von den Ratingagenturen weiter herabgestuft werden sollte.

Hohe Abhängigkeit von der EZB
Anleihen unterhalb des A-Ratings rechnet die EZB allerdings nur mit einem abgestuften Sicherheitsabschlag an. So nehmen die griechischen Banken aktuell rund 95 Milliarden Euro Refinanzierungsmittel in Anspruch, haben dafür aber bei der EZB Papiere in deutlich höherem Nennwert als Sicherheiten hinterlegen müssen. Bei einer neuerlichen Herabstufung könnte die EZB höhere Abschläge vornehmen. Die griechischen Banken müssten dann weitere Sicherheiten nachreichen oder Mittel an die EZB zurückzahlen. Ohnehin erhöht die EZB zum 1. Januar die Bewertungsabschläge für niedriger bewertete und illiquide Schuldtitel, sofern es sich nicht um Staatsanleihen handelt. Die griechischen Banken bekämen deshalb nach einer Herabstufung für ihre eigenen Anleihen weniger Barmittel von der EZB.

Mit einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit der griechischen Banken würde sich auch die Hoffnung der Institute, wieder in größerem Umfang an den Interbankmarkt zu gehen, fürs erste zerschlagen. Auch der Ratingagentur Moody's machen die "begrenzten Refinanzierungsmöglichkeiten" und die "hohe Abhängigkeit" der griechischen Banken vom Liquiditätstropf der EZB Sorgen. Moody's kündigte Mitte Dezember eine Überprüfung der Bonität sechs griechischer Banken und damit eine mögliche Herabstufung an. Tags zuvor hatte die Agentur bereits eine Revision der Bonitätsnote für griechische Staatsanleihen in Aussicht gestellt. Man sorge sich, ob Griechenland seine Schulden auf ein "nachhaltiges Niveau" senken könne, teilt Moody's mit. Das sei "ein Schlüsselfaktor für die Fähigkeit des Landes, sein Bankensystem zu stützen".

Banken erhöhen Kapital

Unterdessen versuchen einige griechische Banken, sich mit Kapitalerhöhungen zu stärken. Nachdem der Marktführer National Bank of Greece (NBG) bereits im Oktober neue Aktien für 632 Millionen ausgab, Wandelanleihen im Wert von knapp 1,2 Milliarden Euro auflegte und im kommenden Jahr rund eine Milliarde Euro mit dem Verkauf eines 20-prozentigen Anteils an der türkischen Tochter Finansbank zu kassieren hofft, beschloss jetzt die Hauptversammlung der Piraeus Bank eine Kapitalerhöhung über 800 Millionen und die Auflage einer Wandelanleihe im Wert von 250 Millionen Euro.

Quelle

Hellas in Not
Märkte stellen sich auf Umschuldung der Griechen ein


Seit Wochen stecken die Anleihen- und Devisenmärkte schlechte Nachrichten bemerkenswert gut weg. Das ist gut so, denn selbst eine immer wahrscheinlichere Umschuldung Griechenlands wäre derzeit kein echter Schocker mehr. Erwartet wird sie ohnehin. 
von Christian Kirchner 

Von Natur aus nervöse Anleger können heilfroh sein, wenn sie derzeit im Weihnachtsurlaub sind. Denn was binnen weniger Tage an Nachrichten über die Ticker lief, hätte in angespannten Situationen locker gereicht, um dem Euro und den angeschlagenen Anleihemärkten der Euro-Peripherie einen veritablen Schwinger zu versetzen. 

Erst stuft am Tag vor Heiligabend die Ratingagentur Fitch die Bonität Portugals herunter und kündigt erneut eine kritische Prüfung Griechenlands an. Gleichzeitig berichtet eine griechische Zeitung - wenngleich ohne Belege - Athen habe inoffiziell bei der EU und der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Umschuldung angekündigt.
Am zweiten Weihnachtstag sagt Thomas Mayer, Chefökonom der Deutschen Bank, ohne eine Umschuldung dürfte Griechenland seine Schuldenlast kaum senken können. Zugleich rät er Portugal, doch baldmöglichst die EU und den IWF um Hilfe anzurufen - um auf diese Weise eine Hängepartie zu verkürzen. Denn, so Mayer: "Irgendwann wäre es wohl sowieso fällig".
Und am Montag wird klar, dass der Bundesverband deutscher Banken (BdB) seine noch vor zwei Wochen vehement vorgetragene, strikte Ablehnung von gemeinsamen Euroanleihen verschiedener Länder aufgegeben hat. Über den stark befristeten Einsatz von Eurobonds könne man durchaus nachdenken, so der BdB. Das zeigt, wie kritisch die Mitgliedsbanken des Verbandes die Schuldenlage einschätzen.
An den Kapitalmärkten aber interessiert die Flut an Hiobsbotschaften niemanden so recht. Der Euro bewegt sich kaum, ebensowenig wie die Risikoaufschläge für Anleihen der Peripheriestaaten der Euro-Zone. Und das liegt nicht nur an der Unterstützung der EZB, die laut Händlern seit Monaten der einzige nennenswerte Käufer griechischer oder irischer Staatsanleihen ist.
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Die Gelassenheit fußt schlicht auf der Tatsache, dass sich der Markt längst auf eine nahende Umschuldung - also die faktische Staatspleite - des schlimmsten Euro-Bösewichts eingestellt hat: Griechenland. Fraglich ist nur noch: Wann ist der cleverste Zeitpunkt ist, sie zu verkünden? Vermutlich will sich die Politik bis 2012 Zeit lassen. Schließlich sollen es die Griechen nicht allzu leicht haben. Erst müssen Erfolge der Sparrunden sichtbar sein.

Es könnte aber auch schon 2011 soweit sein - was unter dem Strich sogar wünschenswert wäre, denn je schneller die Nachricht klar und ungeschönt offiziell wird, desto besser. Eine Umschuldung ist unvermeidlich. Auch Altanleger dürften nicht ungeschoren davon kommen.
Letzteres folgt einer einfachen Logik: Wenn dreijährige griechische Staatsanleihen - die ja laut politischen Versprechen angeblich bombensicher sind - schon jetzt trotz Milliardenhilfen für das Land und EZB-Aufkäufen für den Markt eine Rendite von 14 Prozent pro Jahr abwerfen, was müsste man denn dann Investoren bieten, wenn die ihnen offerierten Anleihen auch noch offiziell das Etikett "erhöhtes Umschuldungsrisiko" tragen? Schließlich ist es der feste Wille der Politik, auch Anleihengläubiger bluten zu lassen - aber angeblich ja erst mit neuen Anleihen ab 2013.

Die Märkte lassen sich in dieser Hinsicht eben nichts vormachen - derzeit ist es schlicht unwahrscheinlicher denn je, dass sich Griechenland ab 2013 wieder am freien Kapitalmarkt refinanzieren kann. Selbst unter optimistischen Annahmen und ohne jede Umschuldung wird Griechenland erst 2014 den Höhepunkt seiner Schuldenlasten sehen - mit dann fast doppelt so hohen jährlichen Zinslasten wie 2009, nochmals um weitere 80 Mrd. auf dann rund 360 Mrd. Euro aufgepumpten Verbindlichkeiten und einem Schuldenstand von 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Sofern die Wirtschaft nicht unter dem Sparkurs kollabiert, versteht sich.
Eine Umschuldung wäre keineswegs eine Horrorvision, sondern hätte disziplinierende Effekte, die dem Markt unter dem Strich eher helfen denn schaden würden.
Erstens, weil der Anleihenmarkt längst die Umschuldung Griechenlands eingepreist hat, sie also erwartet. Griechische Papiere mit Fälligkeit Anfang 2014 notieren derzeit knapp 20 Prozent unter ihrem Nennwert, Anleihen mit Laufzeiten von über 15 Jahren 45 Prozent unter ihrem Nennwert.

Zweitens, weil sich kein Halter griechischer Staatsanleihen angesichts der seit einem Jahr bekannten Probleme herausreden kann, man habe die Umschuldung nicht kommen sehen und stünde nun vor existenziellen Problemen. Drittens, weil eine Umschuldung disziplinierende Effekte hätte: Auch dem letzten Investor wäre klar, dass auch Euro-Staatsanleihen Ausfallrisiken bergen.
Mit einem Land, das lediglich knapp drei Prozent der europäischen Wirtschaftsleistung erbringt, lässt sich dies leichter klarmachen als an anderen Staaten. Viertens, weil eine Umschuldung nicht zwingend mit einer Herabsetzung des Nennwerts einher gehen muss, der entsprechende Abschreibungen bei seinen Haltern zur Folge hätte. Stattdessen könnte auch die Laufzeit gestreckt und die Zinsen gekürzt werden, ohne den Nennwert anzutasten.
Und fünftens, weil die Spekulationen endlich ein Ende hätten, die derzeit die gesamte Euro-Zone belasten - während der Dollar trotz weit schlechterer Rahmenbedingungen reüssiert. Der Analyse der Bremer Landesbank zur aktuellen Lage ist nichts hinzuzufügen, wenn sie im Hinblick auf die groteske Wahrnehmung von Dollar und Euro Folgendes schreibt: "Die Währung eines Landes [der USA, d. Red.], das keine Reformanstrengungen unternimmt - trotz Neuverschuldung in Höhe von mehr als 10 Prozent des BIP pro Jahr und einer Gesamtverschuldung von 95 Prozent des BIP - und durch Strukturdefizite unterproportionales Wachstum erzielt, ist derzeit Gewinner gegenüber dem Euro. Und das, obwohl sich die Eurozone durch Reformen neu strukturiert und als ganze Einheit betrachtet gegenüber Japan und den USA die geringste Neuverschuldung aufweist."

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