Die verschämte Armut in Griechenland

Vor einigen Jahren kamen in Athen noch überwiegend Migranten zu den Armenspeisungen. Heute sind es mehr und mehr Griechen, deren Rente nicht reicht. In der Innenstadt sind aber wenige Bettler zu sehen – denn viele Griechen verstecken ihre Armut.


Es  gibt Bohnen mit Sauce vom Plastikteller, dazu ein Brötchen. Einige packen ihre Essensration in blaue Tüten. Die meisten sind so hungrig, dass sie sich gleich im Schatten der Orangenbäume hinsetzen und den Teller auslöffeln. Mehrere hundert Menschen stehen mittags im Hof der Stadtverwaltung Schlange. Sie warten in einem vergitterten Gang, bis sie zu Jane kommen. Die Engländerin lebt seit vierzig Jahren in Athen. Seit sich die Krise verschärft hat, hilft sie bei der Essensausgabe in der Sofokleousstraße im Athener Stadtteil Omonia, einem Viertel mit vielen Einwanderern.

Es sind überwiegend Männer aller Altersstufen und Hautfarben, aber auch einige Frauen mit Kindern, denen Jane ein Essen reicht. 800 Mahlzeiten werden hier täglich verteilt. Organisiert und finanziert wird die Armenspeisung von der orthodoxen Kirche. „Das Programm fing vor sechs Jahren an“, erzählt Father Malcom, ein anglikanischer Pfarrer, der seine orthodoxen Glaubensbrüder unterstützt. Ursprünglich hatte er Geld und Lebensmittel für Palästinenser im Gazastreifen gesammelt. Aber als der Weg nach Gaza blockiert war und die Krise in Athen schärfer wurde, hat er die Hilfe für die lokalen Armen umgewidmet. „Etwa zwei Drittel derer, die hier für Essen anstehen, sind gebürtige Griechen, ein Drittel Migranten“, schätzt er.

In der Schlange an der Sofokleousstraße sind ein paar zerlumpte oder humpelnde Gestalten zu sehen. Die Mehrheit trägt saubere Kleidung und wirkt nach außen nicht bettelarm. Meist gibt es Nudeln, Bohnen oder Erbsen mit Sauce, dreimal pro Woche Fleisch, meist Hühnchen, jetzt am orthodoxen Ostersonntag Lamm. „Aber kein Schweinefleisch, weil das Probleme mit den Muslimen machen würde“, erklärt Father Malcom. Vor einiger Zeit brachen Konflikte zwischen christlichen afrikanischen und muslimischen Zuwanderern aus.


Daraufhin entschied die Kirche, für christliche Afrikaner in einer anderen Gemeinde in der Nähe eine eigene Armenspeisung einzurichten. Die Kosten für die tägliche Essensration hat ein Caterer mal auf 73 Cent geschätzt, erzählt Father Malcom. Weniger als einen Euro hält er für realistisch. „Wir brauchen dringend mehr Spenden, um das zu finanzieren“, sagt er. Obwohl sie einfaches Essen erhalten, sind die Hilfsbedürftigen dankbar. Ein paar lachende Gesichter sind zu sehen. Für eine halbe Stunde haben sie hier Ruhe im Hof mit den Orangenbäumen. Dann geht es wieder raus in die lauten Straßen von Omonia, nur einen Kilometer vom zentralen Syntagma-Platz und dem Parlament entfernt.

Die Erwerbslosenquote beträgt knapp 26 Prozent
Die Migranten, davon viele Flüchtlinge aus Syrien und Nordafrika, sind überwiegend obdachlos. Vor drei Jahren wurden die meisten aus dem Athener Zentrum vertrieben und in Auffanglager im Norden der Stadt gesperrt. Die neue Syriza-Regierung hat die Lager geöffnet und den Flüchtlingen ein Sechs-Monate-Aufenthaltspapier gegeben, doch nun leben sie wieder auf der Straße. Nach unsicheren Schätzungen gibt es vielleicht eine halbe Million illegale Einwanderer im Land, vielleicht sind es auch deutlich mehr.

Die meisten Griechen, die zur Essensausgabe kommen, haben zumindest ein Dach über dem Kopf. „Sie haben früher von Gelegenheitsjobs und Schwarzarbeit gelebt, jetzt haben sie kein Einkommen mehr“, erklärt Malcom. Laut den Daten von Elstat, dem griechischen Statistikamt, hatten im Januar 1.220.828 Griechen keine Arbeit. Die Erwerbslosenquote betrug 25,7 Prozent, rund vier Fünftel sind langzeitarbeitslos. Unter den jungen Erwachsenen hat jeder Zweite offiziell keine Arbeit.
...




Gern gelesen

Griechenland: 2,5 MRD Euro Stromschulden – Versorger schaltet bald erste 50.000 Kunden ab!

THE GREEK HERACLES WAS A BLACK MAN AND THE AFRICAN INFLUENCE ON GREEK AESTHETICS

Griechenland: Sozialkassen schaffen parallele Staatsverschuldung

Beliebte Posts aus diesem Blog

Nikos Dimou: Greece has already lost in the name issue

THE GREEK HERACLES WAS A BLACK MAN AND THE AFRICAN INFLUENCE ON GREEK AESTHETICS

Austerity Porn: Greek Terrorists Rape Ministers' Wives in Controversial Revenge Movie