„In Griechenland hat jeder bei jedem Schulden – und keiner kann zahlen“

Die Lage in Griechenlands ist schlimmer denn je, sagt der Ökonom Yanis Varoufakis. Investitionen und Kreditvergabe sind abgestürzt. Alle sind verschuldet, keiner kann mehr bezahlen. Nun fürchtet die Regierung, dass die Situation vor den bevorstehenden Wahlen eskalieren könnte. Dies könnte zu einem regelrechten Umsturz in Griechenland führen.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Premier Samaras hat angedeutet, dass Griechenland das Troika-Programm verlassen könnte. Das klingt etwas optimistisch…

Yanis Varoufakis: Das war nicht einmal Wunschdenken! Vielmehr war es ganz klar ein Trick, um die Wählergunst auf der Grundlage einer unverhohlenen Lüge zurückzugewinnen – einer Lüge von der Sorte, wie sie viele Griechen hören und glauben wollen, auch wenn sie tief im Innern wissen, dass es eine Lüge ist. Kurz gesagt, es ist ein Beispiel dafür, was ein verzweifelter politischer Führer tut, wenn er versucht, eine verzweifelte Wählerschaft zu ködern.

Samaras’ Strategie bestand darin, sich selbst als heldenhaften Premier darzustellen, der sein Volk durch ein schreckliches Elend gezwungen hat, der es jetzt aber in das gelobte Land (jenseits von … Bailoutistan) führen wird, wenn die Wähler ihm nur das Vertrauen schenken, diese Heldentat zu vollenden.


Und er wollte Syriza, die größte Oppositionspartei, als die dunkle Macht hinstellen, welche die Tür zum gelobten Land schließen und Griechenland zur dauerhaften Sklaverei verdammen wird, wenn sie an die Regierung kommt. Zumindest war das Samaras’ Plan.

Gab es jemals eine Chance, dass er das bis zur nächsten Wahl durchziehen kann? Ich denke ja, auch wenn sie klein war. Schließlich haben Portugal und Irland die Bailout-Programme formell verlassen, die durch Draghis OMT zur Verfügung gestellt wurden, welche die Zinssätze auf ihre Staatsanleihen nach unten drückten und der Eurozone erlaubten, so zu tun, als wären die beiden Länder wieder zahlungsfähig.

Warum hätte Samaras nicht auf einen ähnlichen Schirm hoffen sollen, unter dem er seinen eigenen Mythos schaffen kann? Tatsächlich schien es eine Weile lang zu funktionieren. Griechische Staatsanleihen und Bank-Aktien erholten sich und die Illusion einer griechischen Erfolgsgeschichte schien plausibel. Doch wie wir wissen, sind Blasen dazu verdammt, irgendwann zu platzen. Samaras widerfährt nun das Schicksal, dass die benannten Blasen nun genau vor den Wahlen platzen.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Die Daten für Griechenland sind nicht sehr ermutigend. Was ist die wirkliche Situation?

Yanis Varoufakis: Es ist ziemlich schrecklich. Der Staat ist zahlungsfähiger als je zuvor, die Banken ebenso. Und im privaten Sektor hat jeder Schulden bei jedem, und niemand kann zahlen. Zwei Faktoren haben zu einem geringen Anstieg der Konsumausgaben beigetragen, der die Wirtschaft auf einem schrecklich niedrigen Aktivitätslevel (die Standarddefinition einer Depression) mehr oder weniger stabilisiert hat.#

Zunächst einmal gab es die politische Tatsache, dass Merkel einseitig verkündete, dass Griechenland in der Eurozone gehalten wird. Das Ergebnis war, dass viele Griechen, die ihr Geld ins Ausland gebracht hatten (einschließlich Frankfurt), damit begannen, ihre Konsumausgaben in Griechenland zu erhöhen (das heißt Häuser renovieren, Autos kaufen, großzügig in Urlaub fahren, wieder ins Restaurant gehen und so weiter), obwohl sie niemals wirklich den Großteil ihrer Vermögen an griechische Banken überwiesen.

Was außerdem zu dem geringfügigen Anstieg im Konsum beigetragen hat, waren die zwei hervorragenden Tourismus-Saisons, die wir 2013 und 2014 hatten, die wir vor allem dem Zusammenbruch der türkischen und ägyptischen Tourismus-Märkte verdanken, aber auch der Tatsache, dass schlechte Nachrichten über Griechenland aus den nordeuropäischen und amerikanischen Zeitungen und Sendern verschwanden.

Doch abgesehen davon signalisieren die wirtschaftlichen Indikatoren ein fortgesetztes Desaster: Investitionen in festes Kapital bleiben nicht existent, während die Kreditvergabe an den Privatsektor weiter zurückgeht. Um es ganz klar zu sagen: Keine Wirtschaft kann sich nach einem so großen Absturz erholen, ohne Investitionen und Kredite zu erhalten. Punkt.

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