Energieversorgung in Griechenland tief in der Krise
„RAE werde ungeachtet der Krise in der nächsten Woche Initiativen starten, um den Zusammenbruch des Erdgas-und Elektrizitätssektors in Griechenland abzuwenden", so der Chef der Regulierungsbehörde, Nikos Vasilakos, gegenüber Reuters.
In Griechenland wird das money gap wie folgt erklärt: Die Energie-Power-Unternehmen hätten es schlichtweg versäumt, ihre Rechnungen zu bezahlen. Es bestünden bereits Konten und Verbuchungsprobleme zwischen DEPA und LAGIE, dem staatlichen Verwalter des Stromnetzes. Im Streit befinde sich ein staatliches Verrechnungskonto, auf dem die nationalen Energie-Transaktionen erstattet werden sollten oder müssten. In den letzten Monaten sei von der Regulierungsbehörde, RAE, diese Problematik wiederholt an die Regierung herangetragen und diese aufgefordert worden, die Konten von LAGIE, einem Defizit von mehr als 300 Millionen Euro, zu stützen. Ein weiteres Abstimmungsproblem resultiere aus den Subventionen und erhofften Einnahmen von Produzenten aus dem Bereich der erneuerbarer Energien, insbesondere der Solaranlagen.
Ein Problem für das money gab dürfte technische Ursachen haben. Es fehlt offenbar an einem kompatiblen Datenübertragungsformat für die Abrechnungen. In Deutschland wird mit EDIFACT gearbeitet. Hinter dem Begriff EDIFACT verbirgt sich ein Datenübertragungsformat das branchenübergreifend genutzt wird. EDIFACT ist eine Abkürzung für Elektronisch Data Interchange for Administration, Commerce and Transport. Zur Übertragung von den Daten im Energiesektor ist ein so genanntes Subset mit der Bezeichnung EDILEKTRO erforderlich. Es ist heute eine gängige Methode Datenübertragung im elektronischen Format vorzunehmen. Die Daten die auf diese Art und Weise übertragen werden, lesen sich für Unbeteiligte wie sinnlose aneinander Kettungen von Zahlen- und Buchstabenreihen. Mittels EDIFACT kommunizieren dann die Netzbetreiber untereinander und übermitteln sich so zum Beispiel die Daten eines Kunden, wenn dieser den Strom- oder Gasanbieter wechseln möchte.
Das Defizit verschlechterte sich in der griechischen Energiewirtschaft seit Anfang dieses Jahres, als zwei Stromeinzelhändler, PPC größte Rivalen, pleite gingen, ohne ihre Zahlungs- und Abrechnungsverpflichtungen nachzukommen.
„Der einfachste Weg, die Energiekrise zu vermeiden, ist eine Kreditaufnahme im Umfang zwischen 300 und 400 Millionen Euro“, verlautbart es aus Athen. Neben staatlichen Krediten soll eine Geldentnahme aus einem sogenannten "Green Fund" erfolgen, der eigentlich für Zwecke des Umweltschutzes bestimmt ist. Die "Troika" der internationalen Kreditgeber Griechenlands, der Europäischen Union und der Internationale Währungsfonds (IWF), weigern sich, diesen Schritt zu genehmigen, sagte Chief Executive PPC Arthouros Zervos Reuters in einem Statement. Insbesondere die Europäische Kommission ist besorgt, dass diese Form einer Liquiditätsspritze unrechtmäßige, staatliche Beihilfe darstellen würden und zugleich falsche Anreize seinen, um Griechenlands fehlerhaftes Energiesystem zu sanieren. „Die sehen Dinge zu dogmatisch“, meint Zervos.
Fazit: Die Stromfirmen zahlen dem Gaslieferanten DEPA ihre Schulden nicht mehr, weil sie selbst von LAGIE, dem staatlichen Verwalter des Stromnetzes, das ihnen zustehende Geld nicht zurückerstattet bekamen. Angeblich soll es noch ein Konto mit rund 100 Millionen Euro geben.
Aber die Energieunternehmen hätten derzeit keinen Zugriff auf dieses Geld, weil es als Teil einer strafrechtlichen Untersuchung eingefroren sei. „Es ist absolut verrückt“, kommentiert Athen. Griechenlands politischer Schwebezustand macht die Sache nicht einfacher. Griechenland zwischen money and luxury gap.
