Journalistin Kounalaki-Bedroht von Griechenlands Faschisten

AFP
Mitglieder der faschistischen Chrysi-Avgi-Partei in Athen: "Der Dreck muss raus!"

Rechtsradikale Parteien könnten bei den griechischen Wahlen auf 20 Prozent kommen. Die Neonazi-Partei Chrysi Avgi, auf Deutsch "Goldene Morgenröte", heizt die fremdenfeindliche Stimmung an. Wer sich ihr entgegenstellt, wird bedroht - wie die Journalistin Xenia Kounalaki aus eigener Erfahrung weiß.

Nachts sind die Straßen, die zum Omonoia-Platz führen, leer. Früher war hier mehr los. Die Gegend war der Multikulti-Stadtteil Athens, eines der ersten Viertel, die gentrifiziert wurden. Jazz-Bars und indische Restaurants säumten die Straßen, dazwischen Stundenhotels. Es war das Viertel der Migranten, der Drogensüchtigen und der afrikanischen Prostituierten, doch auch linke Journalisten, ehrgeizige Künstler und Teenager aus teuren Privatschulen kamen hierher.

Heute bleiben die Migranten zu Hause, wenn es dunkel wird. Sie haben Angst vor den Gruppen der "wütenden Bürger" - eine Art Miliz, die Ausländer verprügelt und angeblich den alten Leuten hilft, aus den Bankautomaten Geld zu holen, ohne ausgeraubt zu werden, wie sie sich selbst vormachen. Diese Gruppen gehen zurück auf eine Initiative der Neonazi-Partei Chrysi Avgi ("Goldene Morgenröte"), die zuerst im Stadtteil Agios Panteleimon, eine andere, stark migrantische Gegend Athens, Pogrome angezettelt hat.

Mittlerweile gibt es in Griechenland schon drei Parteien, die offen fremdenfeindlich auftreten. Laut Umfragen könnten sie zusammen bei den bevorstehenden Wahlen mehr als 20 Prozent bekommen: Die antisemitische Laos ("Volk") um die vier Prozent, die nationalistische Partei Unabhängige Griechen, eine Abspaltung der konservativen Nea Demokratia (ND), elf Prozent, und die Rechtsextremisten der "Goldenen Morgenröte" zwischen fünf und sieben Prozent.

Glatzköpfe und "Hitlergruß"

Ich heiße Xenia, die Gastfreundliche. Griechenland sollte eigentlich Xenia heißen, Tourismus und Aus- und Zuwanderung von und nach Griechenland gehören zu unserer Geschichte. Doch Gastfreundlichkeit steht nicht mehr hoch im Kurs in Griechenland. Das ist auch an der hässlichen Präsenz der "Goldenen Morgenröte" zu merken.

Glatzköpfe, Militäranzüge, Nazi-Parolen, "Hitlergruß": Wie soll man als griechischer Journalist mit solchen Leuten umgehen? Soll man sie übersehen und unerwähnt lassen? Soll man gegen sie anschreiben und ein Parteiverbot verlangen? Immerhin handelt es sich um eine Schlägertruppe, die mehrere Attentate gegen Linke und Ausländer zu verantworten hat. Ich habe lange nachgedacht, wie ich über Chrysi Avgi schreiben soll, damit mein Artikel ihnen nicht nützt.

Am 12. April veröffentlichte ich in der Tagezeitung "Kathimerini" ein Stück unter dem Titel "Banalität des Bösen". Dort erklärte ich den Lesern ausführlich, warum man mit diesen Typen keinen Dialog führen kann und warum ich der Meinung bin, dass die Neonazi-Partei eigentlich aus allen Medien ausgeschlossen und sogar verboten werden müsste. Fünf Tage später erschien auf der Internetseite der Chrysi Avgi eine anonyme Antwort auf meinen Artikel, die über 2500 Wörter lang war. Es war eine persönliche Attacke, in der die Faschisten meinen gesamten Lebenslauf ausbreiteten, über meine vermeintlich fremdländische Herkunft herzogen (ich bin in Hamburg geboren) und sogar - ohne Grund - meine 13-jährige Tochter erwähnten. Die anonymen Autoren drohten mir indirekt: "Um es in der Muttersprache der fremden Xenia zu sagen: 'Kommt Zeit, kommt Rat, kommt Attentat!'"

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