Die Presse: Ein Albtraum in Thessaloniki-Therapie auf der nackten Erde


Eine österreichische Ärztin konnte dem Leid nicht zusehen und reiste nach Griechenland, um medizinische Hilfe anzubieten. Hier, was sie dabei alles erlebte.

Karin T. ist Ärztin aus Leidenschaft. Heuer hat sie ihren Urlaub in Griechenland verbracht. Allerdings nicht, um sich von den Strapazen ihres Berufs zu erholen, sondern, um zu helfen. Sie habe nicht weiter vor dem Fernseher sitzen und dem Elend zusehen können, berichtet sie. Mit einem Auto voll mit Kleidung, Medikamenten, Verbandszeug und Lebensmitteln machte sie sich auf nach Thessaloniki.

Dorthin wurden jene Flüchtlinge umgesiedelt, die zuvor im berüchtigten Lager von Idomeni auf ihre Weiterreise hofften. Die Zustände in Idomeni waren unfassbar schlecht, das hat auch Karin T. so erlebt, die dort bereits im Frühjahr medizinische Hilfe geleistet hat. Seither ist das Thema aus den Medien so gut wie verschwunden. Man dachte wohl, das Problem sei gelöst.

Doch nun sei es in den von der Regierung eingerichteten Lagern keineswegs besser, berichtet sie erschüttert. Als Unterkunft dienen leere Fabriksbaracken, eine der Hallen stehe direkt neben einer Kloake, wo es unglaublich stinke. In den Hallen stehen Zelte, im Wasser. Wenn es regnet, dringt Wasser in die Hallen ein, das nicht versickern kann.

Im Winter werde das noch schlimmer sein, warnt sie, und noch mehr Menschen würden krank. In den Hallen sei es dunkel. Vor allem die Frauen lebten wie Maulwürfe, sie wagten sich nicht aus den Zelten, schon gar nicht nachts auf eine der wenigen Toiletten, aus Angst vor Übergriffen, erzählt die Ärztin.

Karin T. fuhr auf eigene Faust nach Thessaloniki, nachdem die Akkreditierung durch das Rote Kreuz zu lang und kompliziert war. Sie behandelte Babys mit 40 Grad Fieber, die auf dem nackten Boden lagen. Sie verband Menschen, die Spuren von Misshandlungen aufwiesen, sie verabreichte Medikamente. Die medizinische Versorgung sei völlig unzureichend. In der Tat gibt es nur vereinzelt Ambulanzen mit eingeschränkten Öffnungszeiten in den Camps. Manche Flüchtlinge suchen öffentliche Spitäler auf. Damit strapazieren sie das ohnehin vor dem Kollaps stehende griechische Gesundheitswesen noch mehr, das es nicht einmal schafft, die eigene Bevölkerung zu versorgen.

Hepatitis und Tuberkulose breiten sich immer mehr aus. Der verantwortliche griechische Migrationsminister ist mehr mit internen Intrigen als mit der Bewältigung der Flüchtlingskrise beschäftigt. Aber auch sonst ist eine derartige Belastung für ein Land, das sich ohnehin in einer schweren Wirtschaftskrise befindet, nicht zu schaffen. Allein auf dem griechischen Festland befinden sich mittlerweile etwa 50.000 Flüchtlinge.

Die Polizei ließ Karin T. nicht in ein Camp. Also breitete sie neben dem Eingang ein sauberes Tuch auf die Erde und behandelte dort die Menschen. Die Arbeit des UNHCR, das für die Flüchtlinge zuständig ist, sei völlig unzureichend, die griechischen Behörden seien korrupt oder arbeiteten zu langsam, um Asylanträge zu bearbeiten. So müssten die Menschen lang in den Camps ausharren, darunter viele Kinder und Jugendliche. Selbst gesunde Menschen würden unter solchen Umständen krank, meint die Ärztin. Besonders dramatisch sei die Lage für chronisch Kranke, etwa Diabetiker oder jene mit Bluthochdruck. Sie erhielten oft keine Medikamente.

Sie habe allen, denen sie begegnete, ihre ärztliche Hilfe angeboten, auch den Polizisten. Obwohl sie bei den Flüchtlingen auch Verletzungen behandelte, die von Polizistenstiefeln herrührten. Sie verstehe einfach nicht, dass solche Zustände auf europäischem Boden zugelassen würden.

Karin T. hatte schon im Vorjahr an der österreichischen Grenze geholfen, auch in Ungarn und Serbien. Die Grenzen einfach dicht zu machen und dann wegzuschauen, meint sie, werde keine Probleme lösen. Sie will jedenfalls weiter hinschauen und helfen, soweit es ihr eben möglich ist. Auf die europäischen Regierungen oder das UNHCR will sie sich nicht verlassen.

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