Griechen vor Wahl: „Hatte ein gutes Leben. Jetzt bin ich ein Nichts“


Jung und Alt sind sich einig – die Griechischen Parteien taugen nichts. Eine Woche vor den Parlamentswahlen im EU-Krisen-Land ist der Ärger über die Politik des Landes grenzenlos.


Gauner, Lügner, Clowns - vor der ersten Parlamentswahl seit dem Ausbruch der Schuldenkrise haben junge wie alte Griechen für die politische Elite ihres Landes nur noch Verachtung übrig. „Sie haben uns betrogen und jahrelang angelogen“, sagt der Rentner Georgios Pasayannis.

Die Menschen sind zutiefst enttäuscht von der konservativen Neo Demokratia (ND) und der sozialistischen Pasok, die jahrzehntelang die Politik unter sich ausgemacht und das Euro-Land faktisch in die Pleite geführt haben. Ihre Ära dürfte am Sonntag beendet werden.

Der 73-jährige Pasayannis gehörte zu den Stammwählern der Konservativen. Nach vierzig Jahren im öffentlichen Dienst wollte er seinen Lebensabend in Marathon verbringen, einem Ort, dessen Namen dank des nach ihm benannten Langstreckenlaufs für Ausdauer und Leidensfähigkeit steht.

Doch dann strich der Staat seine Rente von 1500 Euro um ein Drittel zusammen und kassiert nun auch von ihm mehr Steuern, um die Schulden der vergangenen Jahrzehnte zu bezahlen. „Das ist eine Bande von Gaunern“, sagt der Rentner.

Die Umfragewerte von ND und Pasok fallen Woche für Woche. Wie Pasayannis wenden sich viele Ältere von ihnen ab. Dabei waren sie einst ihre verlässlichste Klientel. Rund 30 Prozent der 9,85 Millionen Wahlberechtigten sind älter als 65 Jahre.

Am anderen Ende des Spektrums sieht es kaum anders aus: 1,4 Millionen Griechen zählen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren zu den Jungwählern, die ihrerseits nichts von den etablierten Parteien erwarten.

Diese Generation leidet besonders unter der seit Jahren anhaltenden Rezession, die von den Sparprogrammen verschärft wurde. Nur jeder zweite Grieche unter 25 Jahren hat Arbeit wie Vicki Karabela, die im Postamt von Marathon eine Stelle ergattert hat.

„Niemand wird für die Regierungsparteien stimmen, sie sind nichts als ein Haufen Lügner“, sagt die 24-Jährige, in deren Freundeskreis und Familie viele junge Menschen arbeitslos sind. „Niemand glaubt mehr auch nur ein einziges Wort, das sie sagen. Das letzte Mal habe ich für sie gestimmt, aber das werde ich nie wieder tun.“

„Keine Jobs, keine Hoffnung, nichts“


Karabela will ihre Stimme nun einer der kleineren Parteien geben, die Wahlkampf gegen den strengen Sparkurs machen und immer mehr Zulauf haben. Bei der Abstimmung im Jahr 2009 konnten ND und Pasok zusammen noch 77 Prozent der Stimmen auf sich vereinen, diesmal dürften es laut Umfragen weniger als 40 Prozent werden. „Am meisten haben junge Leute unter diesen Clowns zu leiden“ sagt Karabela wütend. „Für junge Leute gibt es in Griechenland keine Jobs, keine Hoffnung, überhaupt nichts.“

Die vorgezogene Wahl wurde angesetzt, nachdem die Regierung unter Führung des international angesehenen ehemaligen Notenbankers Lukas Papademos einen Schuldenerlass ausgehandelt und ein zweites internationales Rettungspaket gesichert hat.

Als eigenen Beitrag zur Sanierung des Landes musste Griechenland im Gegenzug für Milliardenhilfen von EU und Internationalem Währungsfonds umfangreiche Einsparungen und tiefgreifende Strukturreformen zusagen.

Die Folgen des Programms sind in jedem Winkel des Landes spürbar. Kioskbesitzer Antonis Papas setzte früher an guten Tagen 200 Euro mit Getränken, Süßigkeiten und Zeitungen um. Heute sind es nur noch 10 bis 20 Euro.

„Ich hatte ein gutes Leben. Jetzt bin ich ein Nichts. Die Regierung behandelt alte Leute wie Dreck.“ Der 58-Jährige, einst ein treuer Pasok-Anhänger, will seine Stimme nie wieder den Sozialisten geben.

Auch Christos Spulas und Spiros Stefanopoulos haben nur ein bitteres Lachen übrig, wenn man sie auf ND und Pasok anspricht. Die beiden 25-Jährigen haben gerade ihr Studium abgeschlossen und wenig Aussicht, eine Arbeit zu finden, bei der ihr Fachwissen gefragt ist. Die großen Parteien verdienen aus ihrer Sicht keine weitere Chance.

„Auf gar keinen Fall. Die Politiker sind alle gleich und keine dieser Parteien ist gut für Griechenland“, sagt Spulas. (Erik Kirschbaum ist Reporter von Reuters, der Text wurde bearbeitet von Florian Ibrügger und redigiert von Angelika Stricker)

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