Griechen vergraulen VWL-Professor, weil er die Wahrheit sagt



Ende 2011 war Yanis Varoufakis noch ein Star in Griechenland. Als Direktor des Promotions-Programms für Volkswirtschaft an der Universität von Athen hatte er zwei Jahre lang argumentiert, dass Griechenland insolvent sei und einen Zahlungsausfall einleiten müsse, aber weiterhin in der Eurozone bleiben solle.


Nach einem Tag, an dem er auf der Straße angepöbelt wurde und Droh-Anrufe bei ihm zu Hause gingen, wollte seine Frau einen Schlussstrich ziehen. Ende Dezember sagte sie ihrem Ehemann, er solle entweder in die Politik gehen, oder aber die Familie solle das Land verlassen. Und wie viele Studenten und Kollegen zuvor entschied sich Varoufakis, Griechenland den Rücken zu kehren.

Die Entscheidung fiel ihm nicht leicht. Nach Studien und Lehraufträgen im Ausland war Varoufakis schließlich im Jahr 2000 nach Athen gekommen, um das Promotions-Programm an der dortigen Universität aufzubauen.

Zunächst erhielt er eine Anschubfinanzierung von der Europäischen Union, um das Programm zum Laufen zu bringen. Und 2005 bot eine Gruppe von privaten Gewerkschaften an, 150.000 Euro pro Jahr in das Programm stecken. Das Geld sollte für Studenten-Stipendien und Reisekosten von Gast-Professoren genutzt werden.

Im Jahr 2006 prognostizierte Varoufakis bei einer Rede in Athen die Finanzkrise. Sie werde am US-Immobilienmarkt starten, dann auf die Wall Street überspringen und schließlich auch in Griechenland ankommen.


Und in der Tat, die Krise nahm ihren Lauf und erreichte im Jahr 2010 auch die Heimat des VWL-Professors. Varoufakis bekam damals einen Anruf von einem seiner Ansprechpartner bei den Gewerkschaften. Auf Grund von Geldmangel müsse man die Unterstützung zurückfahren, hieß es. Damit hing das Promotions- Programm ganz von dem staatlichen Hochschulsystem ab, dessen Haushalt seit 2009 um 23 Prozent gekürzt worden ist.

"Ich erinnere mich, dass ich ziemlich optimistisch war, trotz des Mangels an Geld und der Probleme, die damit in Zusammenhang stehen - etwa kein Kopiergerät oder keinen Toner für den Drucker”, sagt Tassos Patokos, damals außerordentlicher Professor an der Universität. Ende 2010 hatte er bereits erfahren, dass er wohl für die in den vergangenen zwölf Monaten gehaltenen Vorlesungen keine Bezahlung erhalten werde.

Dann, im vergangenen Sommer, entließ der griechische Staat fast jeden außerordentlichen Professor im Land. Varoufakis drängte Patokos dazu, sich selbst etwas anderes zu suchen. Inzwischen unterrichtet Patokos an der Universität Hertfordshire. Andere Ex-Professoren des Promotions-Programms sind an der City University New York, an der Universität Warwick sowie verschiedenen griechischen Think-Tanks untergekommen.

In diesen Tagen belegen griechische Doktoranden im Fach Volkswirtschaft nur noch wenige Kurse in der Heimat und gehen dann ins Ausland. Laut einer Umfrage der Panteion-Universität aus dem Januar erwägen 53 Prozent aller Griechen im Studentenalter, der Heimat den Rücken zu kehren, 17 Prozent haben dafür bereits konkrete Pläne.

Und was das eigene Schicksal von Varoufakis angeht: Die Universität von Texas bot ihm Ende 2011 einen Lehrstuhl in Volkswirtschaft an. Er ist auch Chef-Volkswirt bei Valve - einer Online-Spiele-Firma im US-Bundesstaat Washington, die bei ihren Spielen virtuelle Währungen verwendet. Erst vor wenigen Tagen "hat mich die Firma gebeten, ihre ’Wirtschaft’ zu studieren - damit die Bildung einer Blase von Anbeginn verhindert werden kann”, beschreibt der VWL-Professor.

Gern gelesen

THE GREEK HERACLES WAS A BLACK MAN AND THE AFRICAN INFLUENCE ON GREEK AESTHETICS

DAS ALBANISCHE ELEMENT IM MODERNEN GRIECHENLAND

Griechenland: 2,5 MRD Euro Stromschulden – Versorger schaltet bald erste 50.000 Kunden ab!

Beliebte Posts aus diesem Blog

Nikos Dimou: Greece has already lost in the name issue

THE GREEK HERACLES WAS A BLACK MAN AND THE AFRICAN INFLUENCE ON GREEK AESTHETICS

Austerity Porn: Greek Terrorists Rape Ministers' Wives in Controversial Revenge Movie