Neonazis bald im Hellas-Parlament

Die Griechen wählen am 6. Mai und auch die extrem Rechte wird den Einzug schaffen. Lange wurde die "Chrysi Avgi" als Sekte belächelt. Nun sagen Umfragen der Partei sechs Prozent voraus, deren Chef sich "Führer" nennen lässt und mit Hitler sympathisiert.


Foto © ReutersMitglied der "Goldenen Morgenröte": Ähnlichkeiten zum nationalsozialistischen Deutschland erwünscht

Die Klimaanlage läuft auf Hochtouren, aber die Luft ist zum Schneiden dick. Der Versammlungssaal im Hotel Stanley in Athen ist überfüllt. "Aufstehen, der Führer kommt!", dröhnt es aus den Lautsprechern. Beifall brandet auf. Von Leibwächtern beschützt, bahnt sich Nikos Michaloliakos einen Weg zum Rednerpult. Der 55-Jährige ist Vorsitzender der rechtsextremen Partei "Chrysi Avgi" (Goldene Morgenröte).

Noch bis vor wenigen Jahren wurde die 1993 gegründete Partei als politische Sekte belächelt. Bei der Wahl 2009 erzielte sie 0,29 Prozent. Aber schon 2010 eroberte sie mit 5,3 Prozent Stimmenanteil einen Sitz im Athener Stadtrat. Jetzt will Michaloliakos seine Partei am 6. Mai ins griechische Parlament führen. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht: Meinungsforscher stellen den Rechtsextremen einen Stimmenanteil von mindestens sechs Prozent in Aussicht.

"Wenn wir erst einmal im Parlament sind, werden die nächsten Schritte einfach", ruft Michaloliakos, "dann sind wir schnell bei 40 Prozent". Die Stimmung steigt. Jugendliche sieht man ebenso im Publikum wie Pensionisten, aber auch Frauen aller Altersgruppen. Die jüngeren Männer tragen überwiegend schwarz. In einer Ecke des Saals werden jene bedient, die noch nicht das richtige Outfit haben: ein Händler verkauft schwarze T-Shirts und Baseballkappen. Sie tragen neben dem Parteiemblem, das an ein Hakenkreuz erinnert. Michaloliakos ruft ins Mikrofon: "Alle sind gegen uns, und wir sind gegen alle!" Beifall brandet auf, und einige Arme im Publikum recken sich zum Hitlergruß. So verabschiedete sich Michaloliakos 2011 bei einer turbulenten Sitzung des Athener Stadtrats, dem er angehört. Hitlergruß? Das sei ein Missverständnis, korrigiert er. Während Hitler seinen Arm um 90 Grad nach oben gestreckt habe, seien es bei ihm nur 75 Grad. Und sein Gruß gelte Apollon, dem antiken Sonnengott.
Anlehnungen an die Nazis

Die Fackeln, das abgewandelte Hakenkreuz, die Symbolfarben Schwarz, Weiß, Rot - das alles sind allerdings deutliche Bezüge einer Partei, die sich ungeniert als "national-sozialistisch" bezeichnet, für "Nation, Rasse und Volk" kämpft und deren Führer Michaloliakos Adolf Hitler einmal als "den Großen Mann des 20. Jahrhunderts" würdigte.

Mit dem Migrantenproblem hat die Partei ihr Thema gefunden. Die Wirtschaftskrise leitet weiteres Wasser auf ihre Mühlen. "Jeder Fremdarbeiter macht einen Griechen arbeitslos", ruft Ilias Kasidiaris bei seinen Wahlkundgebungen. Er bringt es auf eine kurze Formel: "Ausländer raus!" Und die Anhänger haben verstanden: Nach Einbruch der Dunkelheit machen Schlägertrupps im Athener Zentrum mit Knüppeln Jagd auf dunkelhäutige Ausländer. "Griechenland den Griechen" steht auf den Stickern, die sie überall an die Hausfassaden kleben. Kasidiaris will alle illegalen Einwanderer festnehmen und deportieren lassen. Die griechisch-türkische Grenze will er verminen, um "dieser Armee der Muslime, die unser Land unterwandert", Einhalt zu gebieten. Straffällige Ausländer sollen in Arbeitslager gesteckt werden.

Die für das Schuldendesaster verantwortlichen Politiker will die Partei vor Sondergerichte stellen und in Straflager auf einsame Inseln schicken. Der Schuldendienst soll eingestellt, mit der Rückkehr zur Drachme die nationale Souveränität wiederhergestellt werden.
Traum vom Großreich

Ausländischen Handelsketten will die Chrysi Avgi die Tür weisen, die "amerikanische Subkultur" verbannen und eine Behörde zur "Beobachtung antihellenischer Aktivitäten" schaffen. Auch außenpolitisch hat die Partei klare Vorstellungen: sie will Zypern und das zu Albanien gehörende Nord-Epirus annektieren. Michaloliakos träumt von einem "Großgriechenland", dem alle Landstriche zugehören sollen, wo sich "Gräber der Hellenen" befinden.

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