In Griechenland werden kaum Autos verkauft

Die Rezession zwingt die Konsumenten zur Abstinenz in fast allen Bereichen

Hyundai-Fahrzeugpark im Hafen von Piräus. (Bild: Reuters / John Kolesidis)
Die Autobranche hatte stark von den niedrigen Euro-Zinsen profitiert. Nun ist der Markt aber komplett zusammengebrochen. Die Neuimmatrikulationen sind wieder auf dem Stand der siebziger Jahre. Der Konsum ist aber generell stark rückläufig.

In Griechenland mehren sich die Anzeichen, dass die Kontraktion der Wirtschaft auch im laufenden Jahr erheblich stärker ausfallen wird als zuvor angenommen. Der Privatkonsum – der in der vergangenen Wachstumsphase als Motor der Wirtschaft fungierte hatte – ist völlig zusammengebrochen. Am härtesten scheint der Automarkt getroffen zu sein, die Neuzulassungen sind auf das Niveau der siebziger Jahre zurückgefallen. Die durch die tiefe Rezession bedingte Konsumabstinenz trifft aber eine Reihe von Branchen hart.

Ein Drittel arbeitslos

Die rigorose Austeritätspolitik hat die Kauflust der Griechen fast völlig lahmgelegt. Drohende Arbeitslosigkeit, Kürzungen bei Löhnen und Renten, Kreditausfall und stetig ansteigende Steuerbelastung haben einen radikalen Wandel der Konsumgewohnheiten herbeigeführt. Der Automarkt, der in den letzten zwei Dekaden von den niedrigen Euro-Zinsen und der Abschaffung von Sonder- und Luxussteuern profitiert hatte, leidet unter dieser Entwicklung besonders stark.

Im Jahre 2011 wurden in Griechenland 107 737 Autos verkauft. Bei gut 10 000 handelt es sich um aus dem Ausland importierte Gebrauchtwagen. Die Anzahl der registrierten Neuwagen fiel unter die 100 000-Grenze. Noch 2009 – kein besonders ertragreiches Autojahr – wurden 244 539 Autos abgesetzt (davon etwa 220 000 Neuwagen). Der Markt ist in den letzten drei Jahren um über 70% geschrumpft. Ein Drittel der einst 95 000 Beschäftigten im Autoverkauf, in der Reparatur und im Zubehörhandel ist bereits arbeitslos. Dutzende von Autohandelsunternehmen haben bereits Konkurs angemeldet.
Weniger Einnahmen

Die Bemühungen der Regierung, dem Autohandel – einst über Eintragungs- und Mehrwertsteuer eine wichtige Einnahmequelle für die Staatsfinanzen – einen Schub zu geben, scheiterten bisher kläglich. Ein Förderprogramm, das den Absatz von neuen, umweltverträglicheren Autos stimulieren sollte, brachte keine nennenswerten Ergebnisse. Anfang 2011 hob das Umweltministerium eine uralte Bestimmung auf, die den Verkauf von Dieselfahrzeugen in den Grossstädten Athen und Thessaloniki aus Umweltgründen untersagte. Auch dies konnte jedoch den Trend nicht ändern. In den ersten zwei Monaten dieses Jahres wurden in Griechenland 16 000 Autos (neue und importierte Gebrauchtwagen) registriert, was einen Rückgang um 27,4% im Vergleich mit dem Vorjahr bedeutet.

Ein Grund für den Einbruch des Automarktes ist, dass die Banken den Kredithahn für Autokäufe zugedreht haben. Rund 20% der Autofinanzierungskredite werden nicht mehr bedient, die Kreditinstitute haben mittlerweile riesige Fuhrparks an beschlagnahmten Fahrzeugen, die in Griechenland nicht mehr abzusetzen sind.

Tieferer Treibstoffverbrauch
Vor allem Autos der oberen Mittelklasse und der Oberklasse, deren Absatz in der letzten Dekade einen regelrechten Boom erfahren hatte, sind wegen der hohen Unterhaltskosten und der steuerlichen Belastung kaum mehr zu vermitteln, auch zu extrem niedrigen Preisen nicht. Neuerdings sollen die Autos ins Ausland verkauft werden. Im Jahre 2011 wurden mindestens 6000 Fahrzeuge, vor allem aus dem Fuhrpark der von den Banken eingezogenen Autos, in Belgien, Tschechien und Rumänien abgesetzt. Es handelt sich dabei meistens um Autos aus der Oberklasse. Die ausländischen Händler sollen die Fahrzeuge unter der Hälfte ihres Buchwertes in Griechenland gekauft haben.

Nicht nur der Absatz von Autos leidet unter den Folgen der Rezession. Der Anstieg der Kraftfahrzeugsteuer hat die Griechen dazu bewogen, in den letzten zwei Jahren über 360 000 Fahrzeuge abzumelden. Bedingt auch durch die höheren Benzinpreise fahren die Griechen deutlich weniger Auto. Die Staus, die einst zum Alltag der griechischen Hauptstadt gehört hatten, bilden sich nur noch bei Demonstrationen.

Nach Angaben des Tankstellenverbandes ging der Treibstoffverbrauch um rund 40% zurück. In den letzten zwei Jahren wurden 1100 Tankstellen geschlossen. Nicht nur beim Autofahren sparen die Griechen jedoch, sondern auch beim Heizöl. Im kältesten und längsten Winter des Jahrzehnts wurde nur ein minimaler Verbrauchszuwachs gegenüber dem erheblich milderen Winter 2010/11 registriert.

Rückgang bei Lebensmitteln
Der Einzelhandel wird von der Konsumabstinenz der Griechen hart getroffen, in den letzten zwei Jahren haben etwa 60 000 Läden, vor allem in den Bereichen Bekleidung und Gastronomie, die Rollläden für immer heruntergelassen. Der Umsatz der Drogerien beispielsweise ging 2011 um etwa 25% zurück. Erstmals nach zwei Jahrzehnten Wachstum vermeldete im vergangenen Jahr auch der Lebensmittelhandel um 2,2% tiefere Umsatzzahlen, und die ersten Monate 2012 verheissen nichts Gutes. Im Januar fielen die Umsätze um 5% niedriger als im Vorjahr aus.

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