Griechen stecken tief im Tal der Tränen

200 Pleiten am Tag: Die Wirtschaft des Krisenlandes stürzt immer weiter ab

Giannis Stournaras ist kein Schwarzseher. Im Gegenteil: der Direktor des Athener Wirtschaftsforschungsinstituts IOBE glaubt fest daran, dass sein Land gestärkt aus der Krise hervorgehen kann – wenn die notwendigen Strukturreformen umgesetzt werden. Aber der Volkswirtschafts-Professor Stournaras weiß: bevor es wieder aufwärts geht mit der griechischen Wirtschaft, geht es erst einmal weiter bergab. Griechenland ist im fünften Jahr der Rezession, und noch immer ist kein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen. Auch der jüngste Quartalsbericht des unternehmernahen Instituts IOBE macht den Griechen keine Hoffnung. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vergangenen Jahr um sieben Prozent schrumpfte, erwartet das IOBE für 2012 einen weiteren Rückgang um fünf Prozent. Die Arbeitslosenquote, die Ende 2011 im Landesdurchschnitt 21 Prozent und unter den 15- bis 24-Jährigen sogar 51 Prozent erreichte, wird auch in diesem Jahr nicht zurückgehen, so die Vorhersage des IOBE. Bewahrheitet sich die Konjunkturprognose des Instituts, wäre der kürzlich verabschiedete Nachtragshaushalt für 2012 Makulatur. Denn darin setzt die Regierung den Rückgang des BIP mit nur vier Prozent an. Ohnehin beginne der Haushalt aus dem Ruder zu laufen, warnt das IOBE: Das Aufkommen bei der Einkommen- und der Mehrwertsteuer lag in den ersten zwei Monaten unter den Erwartungen. Auch auf der Ausgabenseite gebe es Abweichungen, stellt das Forschungsinstitut fest, weil der Subventionsbedarf der Rentenkassen und der Arbeitslosenversicherung größer sei als erwartet. Mit dem jüngsten Schuldenschnitt und dem neuen Rettungspaket, das Griechenland bis 2015 Hilfskredite von 130 Milliarden Euro in Aussicht stellt, ist zwar die Gefahr eines Staatsbankrotts vorerst gebannt. Aber die Realwirtschaft säuft ab. Im vergangenen Jahr mussten in Griechenland rund 68 000 Klein- und Mittelbetriebe aufgeben – fast 200 pro Tag. Für dieses Jahr rechnet der Verband der kleinen und mittelgroßen Unternehmen mit weiteren 63 000 Insolvenzen. Aber auch in den Bilanzen der großen Unternehmen hinterlässt die Rezession tiefe Spuren.

Nach jüngsten Schätzungen haben sich die Verluste der börsennotierten Aktiengesellschaften von knapp drei Milliarden Euro 2010 im vergangenen Jahr unter dem Strich auf rund 15 Milliarden verfünffacht. Noch 2009 hatten die Unternehmen Gewinne von knapp vier Milliarden Euro erwirtschaftet. Besonders tief rutschten die griechischen Banken in die roten Zahlen. Sie müssen wegen des Schuldenschnitts bei den griechischen Staatsanleihen Milliarden abschreiben. Ein genaues Bild wird man haben, wenn die Kreditinstitute am 20. April ihre Bilanzen vorlegen.

Das Jahr 2012 könnte für die griechischen Unternehmen noch schwieriger werden, meinen die Fachleute des Londoner Finanz-Informationsdienstleisters Markit. In ihrem jüngsten Monatsbericht prognostizieren sie einen „deutlichen Rückgang der Produktion, der Auftragseingänge und der Beschäftigtenzahlen“. Im März verzeichneten die griechischen Unternehmen einen weiteren Rückgang bei den Aufträgen. Aber nicht nur die Nachfrage geht von Monat zu Monat zurück. Weil die Banken mit großen Liquiditätsproblemen kämpfen, Kreditlinien kündigen und bei der Vergabe neuer Darlehen zugeknöpft sind, haben Unternehmen wachsende Schwierigkeiten, die laufende Produktion zu finanzieren.

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