"Bei griechischer Staats­pleite droht Militärdiktatur"


Keine Alternativen zum Hilfsfahrplan der EU - Ökonom Schneider glaubt, nur so hat Griechenland eine Chance.

Der Wirtschaftsforscher Friedrich Schneider sieht keine Alternativen zu den Hilfspaketen für Griechenland
Wien - Griechenland stehen wirtschaftlich dunkle Zeiten ins Haus: Die Löhne im öffentlichen Dienst mussten auf Anordnung von EU, Weltbank und Internationalem Währungsfonds empfindlich gesenkt werden, auch die Pensionen wurden gekürzt, und die Jugendarbeitslosigkeit steht bei mehr als 50 Prozent. Dennoch sieht der Wirtschaftsforscher Friedrich Schneider keine Alternative zu den Hilfspaketen für Griechenland, an die als Bedingung weitere Sparmaßnahmen geknüpft sind. Würden die Zahlungen eingestellt, schlitterte das Mittelmeerland unweigerlich in den Staatsbankrott. "Das wäre die schlechteste aller Lösungen, und wird dann wahrscheinlich in einer Militärdiktatur enden", sagte Schneider im Gespräch mit der APA. Von 1967 bis 1974 war das Land von einer Militärdiktatur beherrscht worden.

Er halte es für "dummes Gerede", die Griechen aus der Eurozone auszuschließen und die Hilfszahlungen einzustellen, auch weil österreichische Banken und Anleger von einem Zahlungsausfall mitbetroffen wären, sagte Schneider. Vielmehr müsse Griechenland nun entschieden den Kampf mit seinem Schuldenberg aufnehmen. Bisher werde in Athen falsch gespart, kritisierte der Ökonom. Die Budgetkürzungen träfen vor allem die unteren und mittleren Einkommensschichten, und ließen die Wohlhabenden ausgespart.

Steuern

Nach Schätzungen haben reiche Griechen mehr als 70 Milliarden Euro an Vermögen unversteuert auf Schweizer Bankkonten untergebracht. Im Gegensatz zu Österreich oder Deutschland verhandelt Athen allerdings bisher nicht mit der Schweiz über eine Nachversteuerung der Gelder. Dem griechische Fiskus fehlen zudem an die 13 Milliarden Euro an Außenständen in seinen Kassen, die er wegen fehlender Personalstärke der Behörden nicht eintreiben kann. Weitere Milliarden werden nach Ansicht Schneiders durch das aufgeblasene Militärbudget der Griechen verschwendet, da sich die Regierung in Athen weiterhin im Säbelrasseln gegen Nachbarstaaten wie die Türkei übe. Der Ökonom schlägt daher vor, Griechenland solle weniger sparen, sondern umschichten, um die Schuldenspirale zu stoppen.

Anzapfen könnte Griechenland auch seine riesige Schattenwirtschaft. Schneider erforschte das Thema im Zuge einer großangelegten Studie über Schwarzarbeit in EU- und OECD-Staaten. Derzeit würden mehr als 60 Milliarden Euro im Jahr - ein Viertel der griechischen Wirtschaftsleistung - schwarz und ohne Rechnung ablaufen. Das gehe vom Handwerker und Taxifahrer bis hin zu Ärzten im Krankenhaus, die schlecht bezahlt und von Vorgesetzten daher sogar ermutigt würden, Schmiergelder für ihre Arbeit zu nehmen. Von der Schwarzgeld-Lawine sind seiner Schätzung nach zehn bis 15 Milliarden in die offizielle Wirtschaft überführbar, und davon könnten, einer vorsichtigen Schätzung nach, zumindest drei bis vier Milliarden jedes Jahr an Steuergeld an den griechischen Staat fließen, sagte Schneider

Hoffnungsschimmer

Hoffnung sieht der Ökonom im Ankurbeln der griechischen Wirtschaft. Das Land benötige dringend Hilfe von Außen, um wieder wachsen und sich wirtschaftlich erholen zu können. Es brauche schleunigst frisches Geld der EU, eine Art "Marshallplan", um die Infrastruktur zu modernisieren und den Dienstleistungssektor - etwa Tourismus und Schifffahrt - zu beleben. Noch heuer wird mit einem Schrumpfen der griechischen Wirtschaft gerechnet, das nach Ansicht Schneiders bis zu sechs Prozent ausmachen könnte. Echte Hoffnung auf Rückzahlung der Schulden gebe es aber nur durch Wachstum. Dann könne der Mittelmeer-Staat in den kommenden zwanzig, dreißig Jahren seine Kredite zurückbezahlen. (APA, 22.4.2012)

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