Griechenland - Jetzt ist der Ausfall doch da!

Vergangene Woche ging der griechische Schuldenschnitt über die Bühne, was an den Börsen als Durchbruch gefeiert wurde. Die griechische Regierung begnügte sich allerdings nicht mit dem Verzicht jener privaten Gläubiger, die freiwillig von ihren Forderungen zurücktraten, sondern zwang durch die nachträgliche Änderung der Bedingungen auch die übrigen Anleihen-Halter zum Einlenken. Dadurch ist technisch gesehen der „Ausfall“ eingetreten – und die Ausfall-Kreditversicherer, die im Vorfeld CDS auf griechische Staatsanleihen begeben hatten, werden nun die Verluste der CDS-Käufer ersetzen müssen.  

Unter den Verhandlungspartnern wird dieser Sachverhalt gar nicht betritten. Allerdings geht man dort offenbar davon aus, dass der dadurch entstehende Flurschaden überschaubar bleibt. Die Zeitung „Die Welt“ zitierte heute „europäische Regierungskreise“, die erklärten, dass diese Entwicklung für die Finanzwelt nicht unvorbereitet gekommen sei. Jeder Finanzdienstleister habe demnach „ausreichend Zeit gehabt, entsprechende Vorkehrungen zu treffen“.  

Laut unterschiedlichen Quellen sollen CDS auf Griechenland-Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 2,6 Milliarden Euro ausstehen. Sollte dies zutreffen, dann wäre dies in der Tat ein relativ niedriger Wert, den die betroffenen Emittenten vermutlich auffangen können. Deutlich höhere Volumina hätten unter Umständen wieder den einen oder anderen Kreditausfallversicherer in eine Schieflage bringen können – und damit möglicherweise die Stabilität des Finanzsystems als solches erneut in Frage gestellt.  

Dass der Markt auf eine solche Entwicklung ohnehin „vorbereitet“ gewesen sei, dürfte allerdings in den Ohren der Betroffenen wie Hohn klingen.  

Vielmehr zielte die gesamte EU-Rettungsschirm- und Umschuldungs-Politik der vergangenen Jahre auf das eine Ziel ab, den Ausfall – und damit die formelle Zahlungsunfähigkeit Griechenlands – um jeden Preis zu verhindern, denn dies hätte aus damaliger Sicht das europäische Finanzsystem kollabieren lassen. Genau aus diesem Grund wurden auch die institutionellen Gläubiger massiv zum freiwilligen Verzicht gedrängt – und sind jetzt zumindest teilweise die Dummen. Selbst noch vor einigen Tagen, als die Verhandlungen bereits liefen, war vielfach zu hören, ein „Ausfall“ müsse unbedingt vermieden werden.  

Nun ist der griechische Ausfall doch da – und soll jetzt angeblich kaum Auswirkungen auf die beteiligten Finanzmarkt-Akteure haben. Dem europäischen Finanzmarkt wäre dies zu wünschen. Angesichts des zurückliegenden jahrelangen Ringens, in dem die Politik sowohl mit Milliarden als auch mit falschen Versprechungen um sich geworfen hat, bleibt für alle Beteiligten aber zumindest ein fahler Nachgeschmack zurück – wenn nicht Schlimmeres. 

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