Börsen-Talk: «Griechenland ist keineswegs entschuldet»

Griechenland durchlaufe einen «gefühlten» Bankrott, und auch Portugal sei nahe dran, sagt Daniel Kalt, UBS-Chefökonom Schweiz, im cash-Börsen-Talk. Er erwartet steigende Inflationsraten und sinkende Goldpreise.

Noch am 19. Januar 2012 redete Daniel Kalt, UBS-Chefökonom Schweiz, Klartext. "Am 20. März ist Griechenland bankrott. Dieses Datum können Sie sich in Ihrer Agenda rot markieren", sagte Kalt in einem cash-Interview. Kalt war einer der wenigen, der sich traute, das vermeintlich Unausweichliche derart klar auszusprechen.

Doch soweit ist es nicht gekommen. Griechenland bekam bereits am 19. März das Geld von den Euroländern und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zugesichert. Die Schulden im Umfang von 14,4 Milliarden Euro können somit refinanzieren werden – der Bankrott wurde abgewendet.

Nicht so für Kalt: "Fakt ist, dass Privatanleger griechischer Anleihen etwa 80 Prozent verloren haben. Insofern fühlt es sich an wie ein Bankrott", verteidigt sich Kalt im cash-Börsen-Talk. Die alten Anleihen wurden durch neue, 30-jährige Staatsanleihen ersetzt mit einem Coupon, der bloss noch die Hälfte zahlt. Die griechische Regierung hat die privaten Gläubiger gezwungen, am Umschuldungsprozess mit zu wirken. Deshalb wurden auch die sogenannten Kreditversicherungsverträge – die so genannten Credit Default Swaps (CDS) – wirksam.

Portugal steht vor zweiter Rettung

Mit dieser Umschuldungsaktion ist Griechenland auch "keineswegs entschuldet, denn die Schuldenreduktion beträgt nur etwa 8 Prozent", gibt Kalt zu bedenken. Konkret: Das Land sitzt immer noch auf einem Schuldenberg von gut 150 Prozent des Bruttoinlandprodukts.

Auf Kalts "Staatsbankrott-Liste" steht auch Portugal. "Vermutlich werden in sechs bis neun Monaten Verhandlungen über ein zweites Rettungs- und Stützungspaket für Portugal beginnen", so Kalt. Mehr Licht am Horizont sieht der Chefökonom bei Spanien und Italien.

Nicht nur die EZB hat die Geldmenge stark erhöht, um die Euroschuldenkrise einzudämmen, sondern alle grossen Notenbanken sperren die Geldschleussen weit auf. Ziel sei es, die eigene Währung zu schwächen, so Kalt. Neben Grossbritannien, Japan und den USA kauft auch die Schweiz – wenn auch bis anhin nur moderat – Euro, um den Franken nicht unter die Mindestgrenze von 1,20 Franken pro Euro fallen zu lassen.

Inflationsrisiken steigen an

Die Geldschwemme hat aber auch eine Kehrseite: "Wir werden weder in diesem noch im nächsten Jahr Inflationsprobleme bekommen. Aber in drei bis vier Jahren kann ich mir gut vorstellen, dass die Inflation erheblich ansteigen wird", warnt Kalt.

Mit dieser Einschätzung steht der UBS-Chefökonom nicht alleine da. Auch Vontobel-Star-Fondsmanager Rajiv Jain prognostiziert für Europa auf lange Sicht eine stark ansteigende Inflation (cash-Interview).

Welche Auswirkungen die Inflation auf den Goldpreis ausüben werde und wie Kalt die Entwicklung des Euro-Franken-Wechselkurses sowie des Erdölpreises einschätzt, sagt er im cash-Börsen-Talk.

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