Griechische Abgeordnete überweisen Privatvermögen ins Ausland
In Athen ist eine heftige Debatte darüber entbrannt, ob die Namen von Parlamentariern veröffentlicht werden sollen, die große Summen ins Ausland überwiesen haben. Vor der Abstimmung über das zweite Griechenland-Hilfspaket im Bundestag rät Bundesinnenminister Friedrich den Griechen zum Ausstieg aus dem Euro.
© DAPD„Eine bedeutende Anzahl“ Abgeordneter hat hohe Beträge ins Ausland überwiesen
Während mit Bundesinnenminister Friedrich (CSU) am Wochenende erstmals ein Mitglied der Bundesregierung Griechenland geraten hat, aus der Eurozone auszutreten, ist in Athen eine heftige Debatte darüber entbrannt, ob die Namen von Parlamentariern veröffentlicht werden sollen, die im vergangenen Jahr je mindestens 100.000 Euro von ihren griechischen Konten ins Ausland überwiesen haben. Finanzminister Venizelos hatte dem Parlament berichtet, „eine bedeutende Anzahl“ Abgeordneter habe hohe Beträge unter anderem nach Großbritannien und in die Schweiz überwiesen – just zu dem Zeitpunkt, als Athen die Griechen aufforderte, ihr Geld im Lande zu belassen, um griechische Banken nicht zu gefährden. Laut Venizelos besitzt das Finanzamt Erkenntnisse über große Summen, die 2009 und 2010 außer Landes geschafft wurden, sowie eine entsprechende Liste für 2011. Die Liste umfasse „Politiker und Verwandte von Politikern mit Überweisungen in Höhe von mehr als 100.000 Euro“.
Er hob hervor, dass die Überweisungen in einigen Fällen mit „gesundheitlichen Schwierigkeiten“ der Besitzer (etwa zur Bezahlung medizinischer Behandlungen im Ausland) oder „normaler Geschäftstätigkeit“ zu tun haben könnten, warnte aber, selbst wenn die Überweisungen legal seien, gebe es einen Unterschied „zwischen dem Legalen und dem Angemessenen“. Die Nea Dimokratia, stärkste Partei des Landes, forderte von einem Abgeordneten, der im Mai 2011 eine Million Euro in die Schweiz überwiesen hatte, sich zu erkennen zu geben. „Politiker sind heutzutage nicht nur verpflichtet, sich an das Gesetz zu halten. Sie müssen auch ein Beispiel geben“, so ein Sprecher. Venizelos forderte eine „nationale Bewegung“ zur Rückführung von Geld aus dem Ausland: „Lasst Politiker und ihre Verwandten die vorderste Reihe dieser Bewegung bilden.“