Griechenland: Ein Butterbrot für Athens Schüler

Die Regierung beginnt mit der Verteilung von Jausenpaketen an Schulen, nachdem sich Berichte über hungrige Kinder gemehrt haben.

In der Kantine seiner Schule herrschten Zustände wie vor vielen Jahrzehnten, erzählt Georgios Kapis, Direktor der Grundschule Zografou, einer typischen Gegend des Athener Mittelstandes. Eltern handelten mit der Kantinenwirtin aus, wie lange ihre Kinder anschreiben lassen können. Viele Schüler könnten nicht einmal mehr einen Sesamring kaufen, bekämen aber auch von zu Hause kein Pausenbrot mit.

Mit Kollegen und Eltern hat Kapis nun Komitees gegründet, die unentgeltlich Lebensmittel an die Kantine liefern, für Arztbesuche sorgen oder für Ausflüge spenden, weil es sich viele der Eltern einfach nicht mehr leisten können.

Ab dieser Woche sollen an 18 Athener Schulen Jausenpakete ausgegeben werden. Mit dem Pilotprojekt will das Bildungsministerium sozial schwache Familien unterstützen, die laut Berichten von Lehrern ihre Kinder hungrig zur Schule schicken müssten. Tatsächlich treibt die Krise immer mehr Familien in die Suppenküchen von Stadt- und Kirchengemeinden. Allerdings kochen daraus auch die Gegner des Spar-Memorandums ihr politisches Süppchen.

In den westlichen Vororten Athens blieb den Menschen auch in den fetten Jahren nicht viel übrig. Nach zwei Jahren Krise und galoppierender Arbeitslosigkeit werden die Rücklagen immer weniger, oft können nicht einmal mehr die Grundbedürfnisse gedeckt werden. Linke Lehrergewerkschaften haben schon vor Monaten angeprangert, dass Schüler während des Unterrichts vor Hunger bewusstlos würden.

Lehrerverbände schlagen Alarm

Das Ministerium hat dies damals als populistische Übertreibung abgetan. Nun aber sollen die Schüler in neun westlichen Stadtteilen „kleine Mahlzeiten“ umsonst erhalten – und zwar alle, um Diskriminierungen zu vermeiden. Milch, Müsli, Obst und ein Butterbrot im Wert von ein bis zwei Euro pro Schüler und Tag werden aus einem europäischen Strukturprogramm finanziert. Damit reagiert die Regierung auf erneute Klagen von Lehrerverbänden, die Phänomene der Unterernährung würden vor allem in Gegenden mit hohem Ausländeranteil rapide zunehmen.

Auch Sergios Sifnios, Projektleiter des SOS-Kinderdorfs, sieht immer mehr Bedarf an Unterstützung für Familien. Und wenn es gar nicht mehr anders geht, werden Kinder von den SOS-Kinderdörfern übernommen. Finanzielle Not sei auch die Ursache, dass im Vorjahr die Anträge um 100Prozent gestiegen sind. Dabei hat die Organisation bereits selbst Finanzierungsprobleme. Spendengelder fließen weniger, dennoch werden die Vermögenswerte höher besteuert. „In anderen Ländern subventioniert der Staat die SOS-Kinderdörfer“, sagt Sifnios bitter, „weil er dort seine Fürsorgepflicht kennt. Wir bekommen keinen staatlichen Cent. Da sollte der Staat uns wenigstens nicht feindlich gegenüberstehen.“

Ministerium bisher blind

Dass der Staat nun mit öffentlichen Essensverteilungen in Schulen beginnen will, ist nicht zuletzt die Reaktion auf Vorwürfe der Opposition. Im Internet kursieren Meldungen über unterernährte Schüler unter Titeln wie „Der Hunger des deutschen Besatzungsjahres 1941 ist wieder da“. Blogs am extremen rechten wie linken Rand sehen in diesen Phänomenen ihren Widerstand gegen das Spardiktat von EU und IWF bestätigt. „In den Augen der hungernden Kinder zerschlägt sich jede europäische Vision“, ist da zum Beispiel zu lesen.

In einem Blog meldet sich die Lehrerin Maria Papoutsaki zu Wort. Sie könne nicht nachvollziehen, dass sich das Ministerium bisher geweigert habe, das Problem der Unterernährung mancher Schüler zu erkennen. Sie selbst habe schon erleben müssen, wie sich zehn Schüler um einen Sesamkringel stritten. Genauso wenig aber könne sie die Kollegen verstehen, die die traurige Realität noch künstlich aufblähten, um „ihren politischen Fraktionen ins Rampenlicht zu verhelfen“. Rettungspaket, S.9

Gern gelesen

THE GREEK HERACLES WAS A BLACK MAN AND THE AFRICAN INFLUENCE ON GREEK AESTHETICS

Griechenland: 2,5 MRD Euro Stromschulden – Versorger schaltet bald erste 50.000 Kunden ab!

DAS ALBANISCHE ELEMENT IM MODERNEN GRIECHENLAND

Beliebte Posts aus diesem Blog

Nikos Dimou: Greece has already lost in the name issue

THE GREEK HERACLES WAS A BLACK MAN AND THE AFRICAN INFLUENCE ON GREEK AESTHETICS

Austerity Porn: Greek Terrorists Rape Ministers' Wives in Controversial Revenge Movie