Griechische Wähler geben Papandreou auf

In Athen breiten sich Depression und Zukunftsangst aus. Die Menschen verlieren das Vertrauen in die Politik. Premier Papandreou, beim Antritt 2009 als Hoffnungsträger gefeiert, ist der unbeliebteste Politiker des Landes.

Die dramatische Schuldenkrise und die schwere Rezession hinterlassen in Griechenland tiefe Spuren in der politischen Landschaft. Der sozialistische Ministerpräsident Giorgos Papandreou, der dem Land unter dem Druck der Europäischen Union (EU) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) einen strikten Sparkurs verordnet hat, verliert immer mehr an Unterstützung. Aber auch in die Oppositionsparteien setzen die meisten Griechen wenig Vertrauen. Aus der Schuldenkrise wird eine Krise des politischen Systems.

Acht von zehn Griechen sind mit ihrem Leben unzufrieden, so das am Freitag veröffentlichte Politbarometer für den Monat Juli, eine repräsentativeUmfrage, die das griechische Meinungsforschungsinstitut Public Issue allmonatlich im Auftrag der Zeitung „Kathimerini“ erhebt. Fast neun von zehn Befragten (88 Prozent) verspüren „Unsicherheit“, wenn sie in die Zukunft blicken. 82 Prozent sehen ihr Land „auf dem falschen Weg“.

Ebenso viele sagen, dass sich ihre wirtschaftliche Lage im vergangenen Jahr verschlechtert hat. Und 72 Prozent erwarten, dass es ihnen finanziell in den kommenden zwölf Monaten erneut schlechter gehen wird.

Die gedrückte Stimmung und die Zukunftsangst schlagen sich in katastrophalen Umfragewerten für Premier Papandreou und seine Panhellenische Sozialistische Bewegung (Pasok) nieder. Waren noch im Januar immerhin 20 Prozent der Griechen mit der Arbeit der Regierung zufrieden, sind es jetzt lediglich acht Prozent. Vor einem Jahr erklärte jeder Zweite, er habe eine positive Meinung von Ministerpräsident Papandreou. Jetzt sind es nur noch 28 Prozent, also etwas mehr als jeder Vierte.

Auf die Frage, wen sie für den geeignetsten Regierungschef hielten, nannten noch im Januar 41 Prozent Papandreou, jetzt lediglich 22 Prozent. Würde an diesem Sonntag in Griechenland gewählt, bekäme die regierende Pasok nach der Umfrage nur noch 26,5 Prozent der Stimmen – gegenüber 44 Prozent bei der Wahl vom Oktober 2009.

Auch die Opposition kann von der Krise nicht profitieren

Die konservative Oppositionspartei Nea Dimokratia (ND) liegt zwar bei der Sonntagsfrage mit 32,5 Prozent deutlich vorn. Sie kann aber von der Krise nicht wirklich profitieren. Fast neun von zehn Befragten sagen, sie seien auch mit der Opposition unzufrieden. Sieben von zehn Griechen meinen, keine der beiden großen Parteien sei geeignet, das Land zu regieren. Und fast jeder Zweite spricht sowohl Premier Papandreou wie auch dem konservativen Oppositionschef Antonis Samaras die Qualifikation zum Regierungschef ab.

Sechs von zehn Befragten rechnen damit, dass Papandreou die regulär im Oktober 2013 endende Legislaturperiode nicht voll durchstehen wird. Bei vorzeitigen Wahlen würde allerdings nach der jüngsten Umfrage keine Partei eine regierungsfähige Mehrheit bekommen, obwohl das griechische Wahlrecht auf Einparteienregierungen angelegt ist und die jeweils stärkste Partei mit einem Bonus von 50 Sitzen im 300 Mandate umfassenden Parlament belohnt.

Doch die Mehrheit der Griechen ist die Einparteienregierungen leid. Nur fünf Prozent wünschen sich nach den nächsten Wahlen eine sozialistische, lediglich sieben Prozent eine konservative Regierung. 45 Prozent dagegen glauben, dass nur eine Große Koalition oder eine Allparteienregierung die Probleme des Landes lösen kann. Allerdings: die politischen Parteien und ihre Führer schneiden insgesamt miserabel ab. Zwei Drittel bis drei Viertel der Befragten äußern zu allen fünf Parlamentsparteien negative Meinungen.

Auch die Parteichefs werden überwiegend negativ bewertet. Am glimpflichsten kommt noch ND-Chef Samaras mit 58 Prozent Negativurteilen davon. Alle anderen schneiden noch schlechter ab, Premier Papandreou ist mit 68 Prozent Ablehnung sogar der unbeliebteste Spitzenpolitiker. Das zeigt, wie tief das Vertrauen der Griechen in das politische System und das politische Personal des Landes erschüttert ist.

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