PLEITE-STAAT: Das Schwarze Loch namens Griechenland

von Sandro Spaeth - Vor einem Jahr hat die EU die Griechen vor dem Kollaps gerettet. Trotzdem ist die Finanzlage heute nicht besser. Athen weiter zu stützen ist teuer, das Land untergehen zu lassen auch.

Wäre Griechenland eine Firma, hätten ihr die Banken längst den Stecker gezogen. Bei einem Staat ist die Lage aber etwas anders. Vor einem Jahr hatten die EU und der Internationale Währungsfonds (IWF) die Griechen mit einem 110 Milliarden Euro schweren Rettungspaket vor dem Untergang bewahrt. Überwiesen wurden bisher 53 Milliarden. Die Aktion war freilich nicht ganz uneigennützig: Einige EU-Länder, hauptsächlich Frankreich und Deutschland, fürchteten um die Stabilität ihrer Banken, falls Athen die Zahlungsunfähigkeit verkündet hätte.

Ein Jahr nach der Rettungsaktion sind die Griechen noch viel schlechter dran. Der Schuldenberg wächst unaufhörlich: Ende 2010 betrug die Gesamtverschuldung fast 143 Prozent des Bruttoinlandprodukts und dürfte in diesem Jahr auf 150 Prozent anwachsen. Athen stünde dann mit 340 Milliarden Euro in der Kreide. Gestiegen sind innert Jahresfrist auch die Renditen für zweijährige griechische Staatsanleihen. Musste Athen Anfang Mai 2010 noch Zinsen von rund 11 Prozent berappen, sind die Renditen mittlerweile auf 25 Prozent gestiegen. Seit Bestehen der Währungsunion musste kein anderes Euro-Land derart tief in die Tasche greifen. Das Signal ist deutlich: Die Märkte bezweifeln stark, ob Griechenland den Kopf nochmals aus der Schlinge ziehen kann.

Schlimmer als vor einem Jahr

Zweifel hat auch Anastassios Frangulidis, Chefökonom der Zürcher Kantonalbank (ZKB) und selbst Grieche. «Die Schuldenlast Griechenlands ist längerfristig nicht zu tragen.» Das Land sei noch schlimmer dran als vor einem Jahr. Zwar hat Griechenland als Gegenleistung für die Hilfsmilliarden rigorose Sparmassnahmen wie tiefere Löhne und Renten in Kraft gesetzt. Doch die heilende Wirkung auf den Staatshaushalt blieb weitgehend aus. Der Grund: Durch den Sparprozess und die Steuererhöhungen verloren die Bürger spürbar an Kaufkraft; der Konsum lahmt und Investoren halten sich von Griechenland fern. Die Wirtschaft schrumpfte letztes Jahr um 4,3 Prozent.

Griechenland kommt wegen der Reformen nicht auf Touren. «Trifft man radikale Sparmassnahmen, werden die Staatsfinanzen erst allmählich gesünder», erklärt Frangulidis. Aktuell seien die Schuldzinsen höher als die Staatseinnahmen. Wie lange das noch andauert, ist ungewiss; der IWF rechnet damit, dass sich die beiden Grössen im kommenden Jahr die Waage halten. Ab 2014 glaubt der IWF gar an Haushaltsüberschüsse von fünf Prozent. Ökonom Frangulidis ist skeptisch.

Umschuldung steht bevor

Trotz der Zuversicht des IWF – den Schuldenberg wird Griechenland so schnell nicht los. «Eine Umschuldung – also der Verzicht der Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen – ist absehbar», erklärt Franggulidis. Die Frage sei wann. Spekulationen deuten aufs Frühjahr 2012 hin, denn ab diesem Zeitpunkt dürften die Hilfskredite von EU und IWF nicht mehr ausreichen und Griechenland wäre auf weiteres Geld angewiesen. Dass Athen aber neue, auf dem Kapitalmarkt zu Rekordzinsen aufgenommene Schulden längerfristig bedienen könnte, ist unwahrscheinlich.

Mit einer radikalen Umschuldung, dem sogenannten «Haircut», wäre Griechenland auf einen Schlag einen grossen Teil der Schulden los; die Belastung durch Schuldzinsen würde entsprechend kleiner. Dieser Schuldenschnitt ist aber kein Allerheilmittel: Die Banken müssten bluten und einen beträchtlichen Teil ihrer Forderungen abschreiben. «Das könnte den Finanzsektor destabilisieren und Bankenrettungen durch Regierungen notwenig machen», warnt Frangulidis. Zudem bestünde die grosse Gefahr eines Dominoeffekts. Wenn Griechenland umschuldet, befürchten Investoren, dass Irland und Portugal in Kürze dasselbe tun und damit auch Spanien in den Abwärtsstrudel reissen wird.

Die Lage scheint verzwickt: Ein neues Rettungspaket an die Adresse Athens von EU und IWF verschlänge weitere Milliarden – und wäre politisch in einigen Ländern kaum mehr durchzusetzen. Griechenland untergehen zu lassen, kommt womöglich aber noch viel teurer.

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