Selbstentlarvung von Landräubern – auch nicht schlecht!

Makedoniens gelassene Siegesgewissheit

Im Falle Serbien hatten die Brüsseler Bedingungen mitunter einen Hauch von Legitimität, bei Makedonien versucht die EU erst gar nicht, das Problem mit Pseudorationalität zu bemänteln. Das Problem ist der griechische Boykott, und je länger der anhält, desto mehr fühlen sich albanische Nationalisten in Makedonien ermutigt, ihn als Instrument gegen makedonische Politik mitzutragen.

Im April 2010 sah es so aus, als könne der Streit beendet werden. Der griechische Vizeaußenminister Dimitris Droutsas schlug vor, Makedonien in „Nord-Makedonien“ umzubenennen. Das war unter allen Lösungen die am wenigsten schlechteste, denn zum einen enthielt sie den geographischen Namen „Makedonien“ (wo Athen früher Benennungen wie „Republik Skopje“ bevorzugte), zum zweiten verwies sie indirekt auf ein „Süd-Makedonien“, also die 34.411 Quadratkilometer makedonischen Territoriums, die sich Griechenland 1913 im Bukarester Frieden aneignete. Selbstentlarvung von Landräubern – auch nicht schlecht! 
Makedonien ging auf Droutsas Vorschlag nicht ein, womit es recht handelte. Der Minister ließ erst am 6. Juli in einem Interview die Maske fallen, und zum Vorschein kam griechische Erpressung in einer Härte, die man so noch selten erlebt hatte. Droutsas äußerte „drei klare Botschaften an das benachbarte Land und die internationale Gemeinschaft“: Beide hätten ein für allemal zur Kenntnis zu nehmen, dass „Griechenland den politischen Willen zu einer Lösung hat“. Diese Lösung stünde unter dem „Vorbehalt einer geographischen Bestimmung für den allgemeinen Gebrauch“, was allem Anschein ein Zurückweichen hinter „Nord-Makedonien“ bedeutet. Und drittens darf Makedonien „keine europäische Perspektive haben und keine Verhandlungen für einen EU-Beitritt beginnen, bevor nicht die Namensfrage gelöst ist“.

Was erlauben Griechenland?

Gibt es die EU überhaupt noch, wenn ausgerechnet der Bilanzfälscher und Haushaltsbetrüger Griechenland ihr solche Auflagen machen darf? Oder um mit Erfolgfußballtrainers Giovanni Trapattonis unvergesslichem Ausbruch in seiner „Wutrede“ von 1998 zu fragen: „Was erlauben Griechenland?“

Makedonien tat Brüssel den Gefallen, auf Athener Narreteien nicht einzugehen. Dabei wollen die Makedonen in die EU und haben sich in einer Umfrage Mitte Juli zu 75 Prozent dafür ausgesprochen und ihrem Land die EU-Reife bescheinigt. Aber für 66,5 Prozent ist es undenkbar, den eigenen Staatsnamen für die EU-Mitgliedschaft aufzugeben, lediglich 26,2 Prozent wären dazu bereit. Im Übrigen macht man sich nach zehn Jahren Hinhaltens durch Brüssel keine Illusionen über die vollmundig verheißene „europäische Perspektive“: 32 Prozent sehen Makedonien „in zwei, drei Jahren“ in der EU, 21,6 Prozent „in den nächsten fünf Jahren“, 15 Prozent in zehn Jahren, 11 Prozent meinen, „dass das nie geschehen wird“.

Sei es drum! Die EU hat ein schlechtes Gewissen, was sich für Makedonien in vermehrten Hilfsgeldern niederschlägt. Auch die NATO hat noch eine Bringschuld bei Makedonien, nachdem sie sich im April 2010 beim Gipfeltreffen in Bukarest dem Diktat Griechenlands beugte und Makedonien, seinen treuen Verbündeten bei Auslandseinsätzen, nicht aufnahm. Am 7. Juli wurde Außenminister Milososki und Verteidigungsminister Konjanovski in Brüssel versichert, derartiges werde sich nicht wiederholen und man würde mit Griechenland „intensive Gespräche“ führen. So etwas hören Makedonen gern, die angesichts potentieller Gegner in ihrem engsten Umfeld zu 82 Prozent für eine NATO-Mitgliedschaft sind.

Griechenlands Krise ist günstig für Makedonien

Die jetzige makedonische Regierung aus Nationalkonservativen und albanischen Integralisten hat eine ungefährdete Zweidrittelmehrheit im Parlament, muss also keine politischen Gegner fürchten. Auch auswärtig sieht man die Lage gelassen: Griechenland ereifert sich zwar gegen „Makedonien“, ist aber dank EU-Fördermitteln der größte Investor in Makedonien, wo über 250 griechische Firmen bislang über eine Milliarde Euro, vorwiegend aus EU-Töpfen, angelegt haben.


Griechenlands derzeitige Wirtschaftskrise kann sich für Makedonien nur günstig auswirken. Nicht nur deshalb, weil in Grenznähe Griechen massenhaft zu Hamsterkäufen einreisen. Viel wichtiger ist, dass Makedonien den Hafen Thessaloniki, den Griechenland ihm in den 1990er Jahren mit zwei Embargos versperrte, seit Jahren dominiert: 70 Prozent des gesamten Warenumschlags im Hafen kamen aus oder nach Makedonien. Damit das so bleibt und möglichst noch besser wird, hat der neue Hafendirektor Stilianos Angeloudis Preisnachlässe und vermehrten Lagerraum für Makedonen versprochen, zudem Neuanschaffungen von Maschinen im Wert von 20 Millionen Euro. Beide Seiten warten auf das Ende der politischen Querelen, die Athen wohl nur noch aus Angst vor einem Gesichtsverlust betreibt. Dann endlich könnte man durchstarten: Fluglinie Skopje – Athen, mehr Güterzüge Skopje – Thessaloniki etc. Sollten sich die Griechen einmal mehr ins eigene Fleisch schneiden und durch Streiks der Bahnbeschäftigten den Handel mit Makedonien schädigen, könnte dieses leicht und dauerhaft auf Häfen wie das montenegrinische Bar und das albanische Durres ausweichen.


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